Das Sexleben der Waagefrau

Das Schlüsselwort ist Dramatik. Wenn sie im durchsichtigen Nachthemd auftritt, hat sie um der besseren Wirkung willen das Licht hinter sich. Sie zielt auf Effekt ab, weil sie es genießt, die Reaktion des Liebhabers zu beobachten. Nach der Schäferstunde möchte sie hören, welche Wonnen er mit ihr erlebt hat.

Sie bevorzugt ein ausgedehntes Vorspiel. Wozu die Eile? Die Nacht ist für die Liebe da. Sie genießt jegliche Art von Vorspiel, auch das mit Worten. Der Mann kann ohne weiteres ein Liebesgedicht aufsagen, sofern er es überzeugend tut und nicht ins Stottern gerät. Für sie ist Verführung eine Kunst, kein körperlicher Angriff. Eine wirklich erfolgreiche Bettszene ist ein beiderseitiger Triumph. Die Waagefrau ist keine Festung, die mit Gewalt genommen werden muß.

Weil sie ihres Sex-Appeals sicher ist, betont sie ihn oft nachdrücklich und ist auf unerwartete Weise herausfordernd. Die eine mag sich die Schamhaare in Herzform rasieren mit den Initialen ihres Liebhabers in der Mitte; die andere hängt sich baumelnde Perlenketten um, die bei jeder Bewegung sinnlich klingeln. Ihrem Sinn fürs Dramatische entsprechen Deckenspiegel und besondere Lichteffekte. Mit einer lasziven Massage ihrem ganzen Körper entlang ist man bei ihr immer gut beraten.

Frauen, die unter diesem Zeichen geboren sind, haben eine ungewöhnliche Kontrolle über ihre Vaginamuskeln. Sie können sie nach Belieben zusammenziehen und lockern und einen Mann damit wie in einer Falle fangen - der Falle der Venus. Die Waagefrau ist darin so geschickt, daß sie den Mann zum Höhepunkt bringen kann, ohne irgendeinen andern Muskel ihres Körpers zu bewegen.

Wenn man die Nacht mit ihr zusammen verbringt, darf man sie nicht zum Frühstück wecken. Sie schläft gern. Ein Brunch ist bei ihr angebrachter, vorzugsweise mit Sekt. Dabei kann man ihr sagen, wie herrlich die Liebesnacht gewesen sei. Danach kann man sie zu einer Wiederholung im Badezimmer anregen. Wie die Jungfrau liebt auch die Waage Reinlichkeit.

Eine Warnung: Auch im Bett lasse man die Finger von ihren Haaren. Was die Haare angeht ist sie überempfindlich. Niemals animalisch vorgehen! Es fällt der Waagefrau leicht, ja zu sagen, wenn man sich ihr auf die richtige Weise nähert - dann sagt sie ja zu allem. Aber sie wird nein sagen, wenn der Mann wie ein brünstiger Bär daherkommt. Mag ihr Körper auch nach sexuellen Exzessen verlangen, ihr Gemüt fordert Mäßigung. Ein entschiedenes Nein kriegt derjenige zu hören, der sie schnell, schnell auf dem Rücksitz eines Autos nehmen will.

Sie ist ausgesprochen feminin und von Natur exhibitionistisch. Sie ist die Frau, die eine durchsichtige Bluse und keinen Büstenhalter trägt und einen Gang hat, bei dem ihre Brüste hüpfen. Man kann die Waagefrau am Strand und sogar in der Straßenbahn leicht daran erkennen, daß sie ungewöhnlich viel sehen läßt.

Sie verschenkt ihre Schönheit gern, wenn sie weiß, daß sie gewürdigt wird. Sie ist in ihren Körper verliebt, der ihrer Meinung nach dafür gemacht ist, gesehen und bewundert zu werden. Sie versteht es durchaus, wenn ein Mann nicht widerstehen kann, sie zu liebkosen. Manchmal führt die Eigenliebe der Waagefrau zu Narzißmus, einer krankhaften Verliebtheit in den eigenen Körper.

Bizarre Liebesspiele gefallen ihr und sie wird immer einen Weg finden, das Vergnügen zu verdoppeln und zu verdreifachen. Oft wird die Waagefrau von fetischistischen Männern bevorzugt, besonders von jenen, deren Fetischismus sich auf einen bestimmten Körperteil bezieht. Die Waagefrau hat Verständnis für den Mann, der auf ihre Hände, Zehen, Knie oder sonst einen Körperteil fixiert ist. Für sie sind alle Teile ihres Körpers schön. Warum sollten sie dann nicht einen andern zu Begeisterung hinreißen.

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