Das Sexleben des Löwemannes

Er braucht Frauen, wie er Nahrung und Wasser braucht. Er stellt sich auf eine neue Beziehung ein, als wäre es ein Heldendrama, ein unvergeßliches Erlebnis, eine Gelegenheit, seine Meisterschaft zu beweisen. Er ist eine starke sexuelle Persönlichkeit. Über Konventionen und Regeln setzt er sich majestätisch hinweg.

Eine Frau, die mit einem Löwen in Beziehung tritt, muß sich einen Ratschlag merken: Nie, niemals ihn an der Nase herumführen. Was man ihm versprochen hat, sollte man halten. Der Löwemann liebt keine Tändeleien. Wer nicht gewillt ist, ihm bis ans Ende zu folgen, lasse sich erst gar nicht mit ihm ein. Er glaubt, die Frau müsse immer für ihn da sein, weil er selbst immer bereit ist.

Andrerseits kann dieser ungemein selbstsichere Mann durch den Anschein von Geheimnis und Zurückhaltung betört werden. Er meint, die meisten Frauen seien so versessen darauf, seine Gunst zu erringen, daß sie sich kaum zurückhalten können. Diejenige, die ihn fühlen läßt, er müsse sich ihretwegen anstrengen, wird am ehesten bei ihm Erfolg haben.

Als Liebhaber huldigt er dem Sprichwort «Dem Mutigen gehört die Welt». Zweifel an sich selbst, Schüchternheit, vorsichtige Annäherung gibt es bei ihm nicht. Nichts mit zeitraubendem Herumfummeln Mit einer einzigen, umfassenden männlichen Bewegung reißt er die Beute in seine Arme und in sein Bett. Manchmal schadet er sich damit selbst. Seine Partnerin erhält den Eindruck, er sei darauf aus, die sexuelle Olympiade zu gewinnen, und hegt Zweifel, ihm gewachsen zu sein. Die Sache wird dadurch, daß er mit dem Vorspiel wenig Zeit verliert, nicht besser. Der Löwemann interessiert sich nur für seine eigenen sexuellen Bedürfnisse. Da erwartet er von der Frau ein Lob für seine Technik. Das ist für ihn die angenehme Nachglut des sexuellen Erlebnisses.

Seine Ausdauer ist bemerkenswert, und er hat großen Appetit aufs Liebemachen. Das heißt jedoch nicht, daß er mehr als einmal am Tag will - wer braucht denn ein da capo, wenn der König sich betätigt hat? Er tritt vielleicht nur einmal auf, das aber mit Gusto.

Die Frau muß sich anpassen, um seinen herrischen Forderungen zu begegnen. Sie darf nicht schweigsam und zimperlich sein. Das mag hinhauen, wenn man ihn auf sich aufmerksam machen will; aber wenn es soweit ist, behagt dem Löwemann eine Frau, die zeigt, daß sie es genießt. Wenn sie unbeherrscht stöhnt, schreit und vor Wonne atemlos wird, sagt sie ihm damit, daß er der allmächtige Meister ist.

Einem Löwen darf man sich nie versagen, sonst zieht er einfach in andere Jagdgründe. Wenn er nicht durch Liebesbande gekettet ist, behandelt er alle Frauen mit majestätischer Unparteilichkeit. Seines Erachtens sind sie samt und sonders nichts anderes als offene Flaschen, in die ein Kork gehört.

Er schätzt unterwürfige Frauen und findet die Mannoben-Frau-unten-Position absolut angemessen. Sie hat ihm buchstäblich zu unterliegen. Er kennt seine Potenz und sieht keinen Grund, sie mit Variationen zu verzieren oder in andere Kanäle abzulenken.

Eine Frau in «hilfloser» Lage stachelt ihn an. Daher gefällt ihm besonders, wenn die Frau vor dem Bett kniet, er kniet dahinter, dringt in sie ein, umfaßt ihre Hüften und steht langsam auf. Auf diese Weise benutzt sie nur ihre Scheidenmuskeln, während er die andern Bewegungen bestimmt, auch die ihrer Hüften.

Oraler Sex ist für ihn nur annehmbar, wenn er der empfangende Teil ist. Für ihn vereint Fellatio sinnliches Vergnügen mit dem Zollen der Bewunderung, die seiner männlichen Eitelkeit schmeichelt. Cunnilingus hingegen ist nicht seine Sache. Noch irgendwelche andere ausgefallene Variationen. Die Normalstellung ist ihm gerade recht, und er wird sich höchstens im Bett umdrehen, damit er mit den Füßen am Kopfteil besseren Halt findet.

Seine natürliche Fähigkeit zum Liebhaber verkehrt sich in Perversität, wenn die Frau seiner Ichbezogenheit nicht Genüge tut. Dann nimmt er zu etwas merkwürdigen Formen der Selbstverherrlichung Zuflucht, indem er etwa den eigenen Penis mit schmückendem Beiwerk versieht oder in endlose Selbstpreisungen verfällt. Da hilft nur, ihn kräftig mit Komplimenten zu traktieren. Wie jeder Löwe will er eben königlich bewundert werden.

Er ist sehr stolz auf die Größe seiner Geschlechtsorgane und kann sogar elektrische Geräte benutzen, um den Penis zu vergrößern und der Partnerin vor dem Verkehr Eindruck zu machen. Exhibitionisten sind oft unter dem Zeichen des Löwen geboren.

Wenn ihm die sexuelle Bewunderung, die er so nötig braucht, längere Zeit nicht zuteil wird, wird er von dem Problem besessen. Er kann an nichts anderes mehr denken. Er wird Freunde, Familie und Beruf vernachlässigen und schließlich Erleichterung in einem gehobeneren Bordell suchen, wo die Mädchen sich darauf verstehen, seiner Besessenheit Genüge zu tun.

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