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Was passiert hier?


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Was passiert hier?
04.03.2015, 21:48
1
abc
 
RE: Was passiert hier?
Hallo Angelina!

Erfreulich hört sich das wahrlich nicht an.
Beim Lesen bin ich daran hängen geblieben, dass Du sagst, Du seist eigentlich ein fröhlicher Mensch, der "mit allen" gut zurecht kommt, Du auf ihn/seine Art aber auf Anhieb -nicht nachvollziehbar heftig- reagiert hast.

Das wäre nun natürlich ein küchenpsychologischer Ansatz, aber zuerst einmal schiene mir für Dich interessant, WAS Du an ihm so bewunderst und in welcher Position Du Dich ihm gegenüber fühlst, wenn Ihr miteinander zu tun habt. Ob Du das nun hier äusserst oder nur für Dich selbst mal konkret benennst -Hauptsache, Du machst es Dir greifbar.

Und mit der Antwort darauf würde ich mal meine Vergangenheit durchforsten, ob es da bereits mal Ähnliches gegeben hat. Nicht unbedingt in amouröser Hinsicht, sondern generell.
Vllt hat Deine Reaktion auf ihn ja gar nicht nur, oder auch gar nicht mit ihm zu tun?

Es kommt ja vor, dass Menschen unbeschwert durchs Leben gehen, aber trotzdem etwas im Gepäck haben, das mal Thema war, dann aber gut verstaut wurde und irgendwann durch irgendetwas wieder in den Vordergrund tritt.

Dass man, gerade wenn man gewohnt ist reibungslosen Kontakt zu seinem Umfeld zu pflegen, sich wundert, wenn man das Gefühl hat, jemand, den man mag, ist irgendwie komisch oder sogar abweisend, ist ja nicht so ungewöhnlich. Wer möchte nicht von denen gemocht werden, die man nett findet? Und verschließt derjenige sich dann wenn man versucht rauszufinden, ob es etwas klarzustellen gibt, wird die Problematik dadurch natürlich noch präsenter und unbegreiflicher.
Da Du aber selber sagst, Du kommst nicht mehr klar, erschiene mir nicht absurd, es gäbe da etwas in Dir, was das Ganze noch triggert. Nur mal so als optionaler Ansatz. Smile

Natune.net
04.03.2015, 22:44
Angelina
 
RE: Was passiert hier?
@ abc

Danke!

Du sprichst da was an, worüber ich mir auch schon Gedanken gemacht habe. Ich habe von Anfang an wirklich heftig auf ihn reagiert. Er hat sofort etwas in mir bewegt.

Er IST ein bewundernswerter Mensch. Für mich! Sehr klug! Beherrscht! Stark! Verlässlich! Kritisch!
Irgendwann mußte ich an meinen Opa denken! Ich glaube, ich bin kein Mensch, der Beschützerinstinkte weckt. Dabei habe ich nichts nötiger als das. Und mein Opa war der einzige Mensch in meinem Leben, der mich jemals beschützt hat.

Er hat mehrmals Dinge getan, die mich ganz eindeutig schützen sollten. Er wollte mich vor etwas bewahren. Deshalb war ich ja angesichts seiner Reaktion bez. des Todesfalles so völlig schockiert. Ich habe mich auf ihn verlassen, mich gut aufgehoben gewähnt und dann .... verraten und verkauft! Eine Zeit lang sah es dann so aus, als könnten wir das wieder hinkriegen, aber all meine Bemühungen führten zu nichts. Ich hätte wohl besser daran getan, mich zurückzuhalten.

Seit dem befinde ich mich im freien Fall!

Er war von Anfang an unsicher im Umgang mit mir, aber sehr bemüht, die Kontrolle zu behalten.

Ich habe mich nie unterlegen gefühlt, denn er hat ja durchaus ähnlich bewegt auf mich reagiert. Da, wo ich Schutz brauchte, hat er ihn mir geboten. Und erst, als ich ihn in Frage stellte, schlug sein Verhalten komplett um.

Er ist meinem Ideal von einem Mann so nahe gekommen.

05.03.2015, 00:18
abc
 
RE: Was passiert hier?
Oha! An der richtigen Stelle gedröselt! Wink
Der Opa also. Nun befürchte ich, Deinen Opa gibt es nicht mehr?
Dass Frauen, die selber ganz gut klarkommen, nicht so fix jemanden finden, der Halt bietet, kommt ja offenbar schon mal öfter vor. Sei es, weil sie sich so gut selbst um ihre Belange kümmern können, dass "da drüber" nicht mehr viel Platz ist; sei es, weil Männer, die es könnten, sich nicht angesprochen fühlen als Kandidat.

Damit ist ja schon mal raus, dass er zwar in Dir was auslöst, das aber nicht unbedingt aktiv tut...
Du sprichst selber von einem "Ideal". Nun sind Ideale ja eben dies: Ideale. Und haben mit der Realität nicht zwingend etwas zu tun.
Wir habens also zwar mit einem Menschen zu tun, den Du sicherlich magst, der aber eigentlich nicht so sehr "Macht" über Dich hat, in dem Sinn, dass Du etwas ausgeliefert wärst, dem Du nicht entkommen könntest. Eben weil ein grosser Teil davon aus Dir selbst kommt. So verstehe ich es.

Und das ist doch eigentlich ein Vorteil, um die Situation relativieren zu können!

Zudem ist in dem Empfinden, das man so zu Opas hat, ja eben aus der Natur der Sache heraus eine verklärende Komponente -je nachdem, wie alt man ist. Vermutlich hat in der Realität -und ich stelle in keiner Weise Deinen Opa in Frage!- selbst Dein Opa nicht zu 100% Deinem "Opa/Mann-Ideal" entsprochen. Ich weiß natürlich nicht, wielange Du etwas von ihm hattest... Aber wenn man noch klein ist, kann man als Opa natürlich u.U. auch sehr viel einfacher der Beschützer-Opa sein als das in Teenie- oder Erwachsenenalter der Fall wäre.
Ich empfände als nicht völlig undenkbar, dass also Dein heutiges Mann-Ideal, von dem Du gehofft/geglaubt hast, *er* entspräche dem, generell schwerer zu erfüllen ist, so dass auch eine Enttäuschung fixer passiert ist. Was auch den Rausschmiss erklären könnte, obwohl er sich erklärt hatte (vllt hat sogar auch er ein Todesfall-Erlebnis im Gepäck, das ihn nicht adäquat hat reagieren lassen?). Du warst eben so enttäuscht!

Dass er einerseits Dir gegenüber unsicher war, gleichzeitig aber Schutz geboten hat, liest sich jetzt natürlich erstmal widersprüchlich.
Vllt hat er umgekehrt genauso das Empfinden gehabt, Du erwartest etwas von ihm, das er nicht greifen konnte. Inwieweit dieses Gefühl des Schutzes aus den Situationen heraus entstand bzw. wieviel davon "real war", lässt sich so auch schwer abschätzen.

So hätte sich das alles hochgeschaukelt... Ich will Dir damit nicht die "Schuld" zuweisen und sagen, alles sei nur reine Projektion gewesen. Aber es könnte ja erklären, wo dieser Emotionsschub in Dir herkommt und evtl auf eine unbearbeitete Baustelle hinweisen. Vllt musst Du auch an den Opaverlust (so Du ihn wirklich nicht mehr bei Dir hast, andernfalls eben die Beziehung zu ihm) noch mal ran?

Einen Mann zum Unterhaken bei Bedarf kann man sich natürlich trotzdem wünschen. Aber vllt mit etwas weniger... Inbrunst? Wink
Und wenn Du denkst, vllt etwas Ruhe in Dich bekommen zu haben und *er* immer noch wichtig erscheint, kannst Du ja immer noch probieren, dass Ihr wieder -oder überhaupt mal- ein entspanntes Miteinander hinbekommt. Nur eben mit weniger Erwartung und Heftigkeit -und ohne Opa? Smile

Das klänge für mich so angenehm schlüssig. Ob Realität drin steckt, kannst Du ja mal abklopfen.

05.03.2015, 08:44
Angelina
 
RE: Was passiert hier?
Guten Morgen

@abc

Du hast es tatsächlich geschafft, mich zum Lachen zu bringen. Das nimmt mir etwas den Druck. Danke dafür und auch, daß Du Dir soviel Mühe machst.

Ich habe jetzt nicht viel Zeit, melde mich aber heute nachmittag oder heute abend.

05.03.2015, 19:47
Gemini62
 
RE: Was passiert hier?
(04.03.2015 22:44)Angelina schrieb:  Und erst, als ich ihn in Frage stellte, schlug sein Verhalten komplett um.

Er ist meinem Ideal von einem Mann so nahe gekommen.

Puhhhh ...

ich schicke dir mal einen Link als PN, weil ich nicht weiß, ob der öffentlich hier gerne gesehen wird.

05.03.2015, 20:14
Angelina
 
RE: Was passiert hier?
Hallo abc,

Ich möchte Dich nicht mit meiner Lebensgeschichte langweilen, allerdings erschwert mir das gerade unheimlich den Einstieg.

Mich hat diese Sache in den letzten Wochen derart beschäftigt, daß ich mich förmlich krank gefühlt habe. Ich empfinde mich, meine Gefühle für diesen Mann, meine Reaktionen und mein Verhalten als völlig unverhältnismäßig. Ich (re)agiere auf eine Weise, die mir völlig fremd ist, die mir das Gefühl vermittelt, das bin nicht ich.
Ich bin ein relativ selbstbewußter Mensch, normalerweise nicht auf den Mund gefallen und durchaus wehrhaft, wenn nötig.
Nicht so bei ihm. Wann immer ich persönlich mit ihm zu tun hatte, war da nur Weichheit, Sanftheit. (Grundgütiger Shock das klingt noch schlimmer, als es sich anfühlt. Dem Himmel sei Dank für die Anonymität von Internetforen Undecided )

Der Beschützeropa war schmerzhafte Realität. Ich sah ihn leider nicht sehr oft, aber wann immer ich bei ihm war, verschaffte er mir einige Stunden, in denen er "die Wache" übernahm.
Er starb, als ich acht oder neun war, ich weiß es nicht mehr so genau. Die Erinnerungen an diese Zeit sind sehr verschwommen.

Du hast etwas geschrieben:

Wir habens also zwar mit einem Menschen zu tun, den Du sicherlich magst, der aber eigentlich nicht so sehr "Macht" über Dich hat, in dem Sinn, dass Du etwas ausgeliefert wärst, dem Du nicht entkommen könntest.

Ich habe das heute immer wieder gelesen und irgendwas macht das mit mir.
Genau so habe ich mich in den letzten Wochen gefühlt. Ausgeliefert. Ihm, meinen Gefühlen, spürbaren Veränderungen, die ich nicht aufhalten kann.

Ich möchte versuchen, etwas zu erklären. Vermutlich klingt das irre, aber viel schlimmer kann es ja eigentlich nicht mehr werden Undecided
Nach meinem Verständnis hat jeder Mensch einen Kern, der die eigentliche, wirkliche Persönlichkeit mit allen Facetten, gut wie auch schlecht, bewahrt. Eben das, was den Menschen in seiner Ganzheit ausmacht. Kommt es dann zu wie auch immer gearteten Verletzungen, baut man Mauern um diesen Kern, um ihn zu schützen. Und je jünger man ist, wenn diese Notwendigkeit entsteht, umso instinkthafter baut man und je instinkthafter man baut, umso undurchdringlicher die Mauern.

Ich habe keine Mauern, ich habe eine Festung.

Und nun kommt dieser Mensch daher, spaziert in mein Innerstes und trampelt da rum. Vermutlich hat er nicht mal geahnt, wo er sich befindet.
Die Wirkung, die er auf mich hat, überfordert mich völlig. Es ist, als wäre ich mit der Stirn gegen einen soliden Balken gelaufen.
Der Schutz, den er mir geboten hat, war übrigens greifbar, also völlig real. Ich habe seine Unsicherheit mir gegenüber so ausgelegt, daß ich etwas in ihm auslöse, das er genau so wenig will, wie ich das, was er in mir auslöst.

Mit oder ohne Opa ( Smile danke hierfür) ein Miteinander wird es nicht mehr geben!

08.03.2015, 00:46
1
abc
 
RE: Was passiert hier?
Hallo Angelina!

Big Grin Schüttel Dich nicht zu sehr -wann immer man Emotionen artikuliert, fühlt man sich wohl irgendwie einer Rosamunde Pilcher-Szenerie nahe. Wir ignorieren das mal einfach... Wink

Dass, sich fremdgesteuert zu fühlen als hätte eine fremde Macht Besitz von einem ergriffen und sei man selbst nur noch Beifahrer, einen dauerhaft irre macht, ist ja auch irgendwie verständlich.

Für mich klingt es nach allem was Du schreibst immer mehr als hingen da Komponenten zusammen. In welcher Form auch immer.
Wenn einem der Opa mit 8/9 stirbt, ist man zwar kein Zwerg mehr und alt genug zu wissen, dass jemand, der einem wichtig ist, wegbricht und nicht wiederkommt, aber ohne dass man eine Ahnung hat, wie damit umzugehen wäre. Da er eine entsprechende Bedeutung für Dich hatte, die etwas nach Alleinstellungsmerkmal unter allen anderen um Dich rum klingt -einmal mehr.
Ob Du nun tatsächlich gerade "anderweitig beschäftig warst" und Dich deshalb an die Umstände rund um seinen Tod nicht richtig erinnerst, oder es damals direkt weggeschoben hast, weil es zu schlimm war, weiß ich nicht. Letzteres aber erneut: nicht unrealistisch.
Was auch immer der Fall war und ob das nun mit dem Mann heute zu tun hat oder nicht, hättest Du vllt allein aufgrund der Tatsache, dass er so wichtig war, jemanden gebrauchen können, der Dich (mehr?) diesbezüglich an die Hand nimmt. Wenn im Kindesalter keine wirkliche Trauerarbeit stattfindet, wird das nicht weniger negative Folgen nach sich ziehen als bei Erwachsenen auch.

Inwieweit die Psyche da Dinge bastelt, weiß ich nicht -ich bin kein Psychologe. Aber in irgendeiner Form scheint ja dieser Mann nun unbeabsichtigt Signale zu senden, die in Dir Dinge machen, die -abstrahiert- denen im Miteinander mit Deinem Opa ähneln, ohne dass Du Dich "dagegen" wehren kannst. Sowas wie ein Schlüssel-Schloss-Prinzip. Darauf reagierst Du -auch *ihm* gegenüber- heftig und es führt zu den erwähnten Situation und im Grunde weiß keiner von Euch, was da genau abläuft.

Da reicht dann vllt auch eben diese ihm eigene Attitüde, dass Du Dich in seine Arme schmeißen möchtest. Dass das nicht geht weil er eigentlich fremd ist, ist Deinem Bewusstsein klar. Kratzt das Unterbewusstsein aber nicht? Und fertig wäre das Dilemma.

Allein schon, dass Du sagst, Du hieltest mit den Jahren immer mehr fern von Dir, wird ja auf entsprechende Erlebnisse zurückzuführen zu sein. Ob das nun allein das Empfinden war, mit dem Opa den einzig wahrhaft Vertrauenswürdigen verloren zu haben, oder da noch Dinge drauf kamen -wenn Du von Festung sprichst, klingt das nicht unbedingt nach der normalen Vorsicht, die sich mit dem Älterwerden einstellt, und solltest Du das vllt mal näher erkunden.
Oft werden einem Zusammenhänge ja auch erst beim Erzählen von Ereignissen bewusst(er).

Denn auch wenn *er* nun wirklich raus sein sollte -ich habe mir "nie!"-Prognosen abgewöhnt Wink -, wirst Du ja ein Interesse dran haben, dass nicht bei etwaig Folgenden, die womöglich auch Opa-Ähnliches an sich haben, das Ganze weitergeht oder sich gar manifestiert! Das wäre ja grauenvoll. Dann hättest Du Opa womöglich wirklich am Ende auf der Bettkante sitzen und das kann ja nun wirklich niemand wollen! Smile

Wenn Du längerfristig den Eindruck hast, dass sich das Chaos in Dir nicht nennenswert legt, würde ich mich auch nicht scheuen, mir irgendwo einen professionellen Zuhörer zu organisieren. Das jetzt wieder beiseite zu schieben -sofern das überhaupt klappt- , hielte ich für keine so gute Idee.

Würde sich dann nach 1-2 Gesprächen rausstellen, dass alles halb so wild ist -um so besser! Mich würde allerdings schon beunruhigen, wenn ich meine Gefühle keiner Ursache zuordnen könnte.

08.03.2015, 12:55
alpha
 
RE: Was passiert hier?
Hallo Angelina, hallo abc.

@abc...die Daumen sind von mir, ein Zeichen der Wertschätzung für deine schönen Texte.

Angelina, ich bin jetzt mal so indiskret und frage nach...was ist damals passiert, bei dieser Todesfallgeschichte?
Was konkret hat er denn getan?
Und ich würde auch gerne wissen in welchem Umfeld eure Treffen stattfanden.
Seid ihr Kollegen, Nachbarn...? Woher kennt ihr euch? Usw.
Würdest du mal paar Infos geben?

08.03.2015, 18:03
abc
 
RE: Was passiert hier?
Danke dafür, alpha! Smile

08.03.2015, 20:19
Angelina
 
RE: Was passiert hier?
Hallo abc Smile

Du bringst Ruhe in meine Gedanken. Deine Texte verschaffen mir neue Blickwinkel und relativieren die Situation.

In meiner Familie wurde uns Kindern keine besondere Bedeutung beigemessen. Weder hatten wir Mitspracherechte, noch wurden wir nach unserer Meinung gefragt. Externe Schwierigkeiten mußten wir selbst lösen und interne wurden beiläufig gelöst ... meist handgreiflich. Es war gesünder, keine Aufmerksamkeit zu erregen. Ich glaube, ich bin meine gesamte Kindheit auf Zehenspitzen gegangen. Wenn ich heute darüber nachdenke, meine ich, daß sie durchaus wußten, was der Tod meines Opas für mich bedeutete, aber es war für sie nicht von Bedeutung. Mir selbst war augenblicklich klar, daß nun niemand mehr die Hand über mich halten würde. In seiner Gegenwart hat es niemand gewagt, mich anzurühren. Er schaffte es, mit ein paar wenigen, leisen Worten diesen Menschen zur Räson zu bringen. Ich war voller Bewunderung für meinen Opa. In den Jahren nach seinem Tod - bis ich dieses Umfeld verlassen konnte - habe ich gelernt, alleine zurechtzukommen. Zuerst mehr schlecht als recht, aber mit der Zeit immer besser.

Wie schon erwähnt, ich glaube, ich bin kein Mensch, der Beschützerinstinkte weckt. Im Gegenteil! Bisher war eher ich die "Starke" bei der man sich ausweinen konnte, die zuhörte, Mut machte. Ich glaube, die meisten Menschen in meinem Umfeld wären sehr erstaunt, wenn ich ihre Fragen nach meinem Befinden mit der Wahrheit beantworten würde. Ich komme immer mehr zu der Erkenntnis, daß genau da der Hase im Pfeffer liegt. "Er" hat nicht danach gefragt, er hat einfach gemacht. Und hier Dein nächster Volltreffer: Mit diesem Verhalten hat er mich an meinen Opa erinnert. Ruhig, souverän, stark und absolutes Vertrauen einflössend. Vielleicht waren das nur Zufallstreffer, vielleicht hat er gar nicht wirklich hinter meine Fassade gesehen und erkannt, wie dringend ich jemanden brauche, der mich festhält und sagt: Ruh Dich aus, ich pass jetzt auf.

Ich habe mich seit der allerersten Begegnung über alle Maßen von ihm angezogen gefühlt und mit seinem Verhalten hat er mich tiefer berührt, als irgend jemand vorher. Hat wohl noch nie was von Mauern gehört Undecided
Während der damaligen Aussprache habe ich das auch ihm gegenüber thematisiert, dass meine Erwartungshaltung unangemessen und ihm gegenüber ziemlich unfair ist. Er war anderer Ansicht.
Die Monate danach waren schmerzhaft. Ich fand keinen Zugang zu ihm, vielleicht weil ich es zu sehr wollte. Vielleicht, weil ich unfähig war, in seiner Gegenwart ich selbst zu sein.

Weiter oben haben wir über Ideale gesprochen und Du hast natürlich recht, das Bild, daß man sich von einem idealen Menschen macht, hält der Realität selten bis nie stand. Blöd für mich, daß er in 9 von 10 Situationen genau das tat, was ich mir gewünscht hätte. Er redete nicht lange, er tat es einfach, weil er so ist. Es ist Teil seiner Persönlichkeit.

Und in der 10. Situation hat er mich mit ein paar Worten emotional vernichtet.

Das war es, wovor ich die ganze Zeit höllische Angst hatte, deshalb habe ich nie irgendwem gestattet, mir so nahe zu kommen. Weil ich nicht erleben wollte, daß jemand mich sieht, nicht die lustige, fröhliche, scheinbar so aufgeschlossene Frau, sondern das, was ich wirklich bin, und für nicht gut genug befindet.

Ich habe vor einigen Jahren eine ältere Frau kennengelernt, die ich sehr schätzte. Sie machte innerhalb eines Jahres zwei Äußerungen zu meiner Person.
Die erste, kurz nach unserem Kennenlernen: Du bist wie ein Glas Sekt.
Die zweite, ein knappes Jahr später: Du bist wie ein aus dem Nest gefallener Vogel.
Ich habe den Kontakt abgebrochen.


@ alpha

Smile Ich habe hier schon von Dir gelesen und fand Deine Gedanken und Ansichten sehr sympatisch. Umso mehr freue ich mich, daß Du mir antwortest. Bitte sei nicht böse, wenn ich auf Deine Fragen nicht weiter eingehe. Ich muß das hier so anonym wie möglich halten, sonst ist es gleich vorbei mit dem Redefluß Sad
Ich finde diesen Seelenstriptease sehr anstrengend. Ich glaube, ich habe seit 30 Jahren nicht mehr so geweint und müßte ich einem von Euch ins Gesicht sehen, würde ich wahrscheinlich vor Scham im Boden versinken Blush .
Es geht ja letztendlich auch nicht mehr um diese "Beziehung". Da ist nichts mehr zu retten. Aber ich bin wirklich dankbar für jede Unterstützung in diesem emotionalen Totalschaden. Dieses Mal habe ich die Befürchtung, daß ich es allein nicht mehr schaffe.

P. S. Bitte, was hat das mit dem Daumen auf sich? Das habe ich nicht verstanden.

08.03.2015, 22:04
2
abc
 
RE: Was passiert hier?
Aber Angelina, versteh das jetzt bitte nicht als Angriff: nach dem was Du da über Deine Kindheit schreibst, wunderst Du Dich, dass Du nicht innerlich pfeifend durchs Leben läufst? Es ist ja noch nicht mal relevant, ob Deine Eltern sich nun tatsächlich nicht für Euch/Dich interessiert haben; allein dass Du den Eindruck hattest, genügt doch, dass Du Dich nicht hast entwickeln können, wie es Deiner Natur sonst wohl entsprochen hätte! Ich bezweifle, dass es da irgendwen gibt, der sich im Lauf der Zeit nicht Vermeidungstaktiken angewöhnt, um sich nicht immer wieder von Neuem dem Gefühl ausgesetzt zu sehen, einfach mal irrelevant, lästig oder sonstwas zu sein.
An der Stelle vllt dann auch mal einen schönen Gruß an Eltern, die glauben, ihren Kindern nicht weiter Gehör schenken zu müssen -ohne tun zu wollen als sei das Richtige immer glasklar.

Und Handgreiflichkeiten innerhalb der Familie... ich denke, dazu muss ich nichts weiter sagen.

Wieso sollte auch jemand auf die Idee kommen, Du könntest Unterstützung brauchen? Du bist schließlich Profi seit frühester Kindheit in Schadensregulierungen aller Art und leitest Ratsuchende sogar noch an! Je souveräner das Auftreten, desto weniger hilfsbedürftig wirkt man. Und das Traurige daran wird ja sein: Du bist auch tatsächlich kompetent darin und tust nicht nur so! (und hast, wenn ich mal böse sein darf, damit manchen Therapeuten, die Dinge von sich geben, die für mich eher nach "Aus welchem Buch hastn das?" klingen, noch was voraus...)

Je oberflächlicher die Interaktion im Alltag mit seinen Mitmenschen und Freunden -teils vllt auch aus Zeitmangel- ist, desto klarer ist ja auch, dass man das eigene Befinden besser in der Tasche lässt. Und für eine gewisse Zeit kommt man auch sicher besser durch den Alltag, wenn man das Erlebte und alle weiteren ähnlichen Erlebnisse ganz nach unten packt. Aber eben nur solange, bis jemand kommt, der dagegen läuft und der Stapel kippt...

An der Stelle sei vllt auch mal festgestellt: es gibt wohl niemanden -so souverän er auch wirken mag-, der niemals Unterstützung braucht! Mir ist das durchaus nicht völlig unbekannt... Meine Analysefähigkeit scheint nicht die schlechteste zu sein, aber in meinem eigenen Kram verheddern tue ich mich natürlich auch immer wieder mal. Und dann ist es wichtig, dass jemand da ist, der einen mittels "Ja...hmm...verstehe....hmm hmm... kann ich nachvollziehen. Ist trotzdem Schwachsinn." wieder einnordet.

Ich finde das ein schönes Beispiel dafür, wie normal ein Umstand für einen werden kann, obwohl er es überhaupt nicht ist.

Und dass niemanden mehr nah an Dich zu lassen -auch wenn ich das nachvollziehen kann- nicht praktikabel ist auf Dauer, zeigt das alles wohl jetzt. Erstmal wäre das sowieso ein trauriges Schicksal und zum Zweiten ist es ja nun sogar gegen Deinen Willen passiert!

Ich hab keinen Schimmer wie, aber Du wirst das Eltern-Thema aufarbeiten müssen. Ich weiß nicht, ob es sie noch gibt oder inwieweit da überhaupt mit Kooperation zu rechnen sein kann. Aber ich schätze, da Du jetzt etwas präsenter hast, wo Punkte liegen, die Du besonders schlimm fandst, würde an der Quelle des Problems Druck ablassen zu können, Abhilfe schaffen. Und wenn Du nur mal -ganz unkultiviert- Dein Empfinden rausheulst, wenns anders nicht möglich ist. Hör auf zu schlucken und wegzustopfen!

Notfalls beim Geschwister -selbst wenn Du demjenigen vllt tatsächlich auf den Wecker gehst damit! Es klingt ja, als hättest Du schon damals angefangen, drohende Clashs zu umschiffen (was wenn man sonst der Gefahr ausgesetzt ist, sich eine zu fangen, natürlich auch sinnvoll ist) - aber jetzt bist Du erwachsen, hast das immer noch im Gepäck und ein Recht darauf, zu tun was Dir helfen würde, um das los zu werden.

Und wenn Du da etwas Entspannung drin hast, kannst Du vermutlich auch wieder Opa-Doubles kennenlernen (daran, sich jemanden zu wünschen, der einem Stütze sein kann, sehe ich jedenfalls nicht verwerfliches), ohne zu glauben, für so jemanden in Wirklichkeit gar nicht interessant zu sein, weil der Dich blöd finden wird sobald er merkt, dass Du ***Psycho-Theme*** ein Mensch mit Unzulänglichkeiten und Unsicherheiten bist. Ich würde glatt so weit gehen, dass er ebenfalls Momente hat, in denen er das Kinn gekrault braucht. Wink
Menschen, die vorgeben immer alles im Griff zu haben, sind mir genauso suspekt wie die, die ernsthaft denken, es gäbe solche, die immer alles können...

Und Weinen tust Du bitte schön weiter -offenbar war das jawohl überfällig. Aber fein nachtrinken und Salzstangen knabbern, dass Du uns nicht wegdörrst. Wink

(über den Nachrichten sind überall kleine Balken "mit Daumen dran". Wenn Du was gut findest, kannst Du die Nachricht "liken". Total modern hier alles. Wink )

08.03.2015, 23:09
Angelina
 
RE: Was passiert hier?
Ich bezweifle, dass es da irgendwen gibt, der sich im Lauf der Zeit nicht Vermeidungstaktiken angewöhnt, um sich nicht immer wieder von Neuem dem Gefühl ausgesetzt zu sehen, einfach mal irrelevant, lästig oder sonstwas zu sein.

Ich muß gerade so weinen, daß ich kaum was sehe.

Entschuldige bitte. Ich sitze seit einer dreiviertel Stunde vor Deiner Antwort und bin fassungslos. Das trifft mich bis ins Mark!

Ich muß nachdenken!

09.03.2015, 00:05
abc
 
RE: Was passiert hier?
Ach, Angelina...
Lass es raus -kein Wunder, wenn sich da massig über Jahrzehnte angestaut hat!

09.03.2015, 18:00
alpha
 
RE: Was passiert hier?
Das "Erbe" deiner Kindheit greift in dein Ich dauernd ein und verhindert es am entfalten.
Es sitzt immer noch ein kleines Mädchen da, das Angst hat und noch nicht mitbekommen hat, dass sie das nicht mehr zu haben braucht.

Deine ganzen Schutzmechanismen waren völlig ok, damals...zu der Zeit wo du klein und hilflos und ausgeliefert warst.
Das bist du aber heute nicht mehr.
Also kannst du den ganzen Panzer ablegen und weiter, nur mit leichter Rüstung, durchs Leben ziehen, denn jetzt bist du groß und starkt, auch wenn es sich jetzt nicht gerade so anfühlt Wink.

Du hast es doch geschafft da raus zu kommen.
Obwohl dein Opa nicht mehr war, hast du diesen Schlamassel überlebt und bist nicht untergegangen. Du bist also stärker als du denkst.
Es gibt keine einzigen Grund mehr, warum du Angst haben müsstest...du schaffst es eh, siehst du doch.
Du brauchst niemanden der dich beschützt...du brauchst jemanden der dich liebt und in den Arm nimmt, aber du brauchst kein Boddyguard.

In Bezug auf meine Fragen...es gibt eine pn Funktion, dafür ist sie da. Da kannst du mir privat antworten.
Ich stelle meine Fragen deswegen, weil es könnte sein, dass du alles was da passiert ist, in einem falschen Licht siehst. So wäre doch ein Missverständnis, etwas was man lösen könnte.
Es gibt meistens einen Weg, nur ist das so, man sieht ihn nicht, wenn man voll drin ist im Geschehen.
Manchmal bringt so ein Blick von Außen, etwas Licht ins Dunkel.
Mindestens kann man dann erkennen wo der Haken dran war.
Das ist gut, denn so kann man korrigieren.

10.03.2015, 19:19
Angelina
 
RE: Was passiert hier?
Hallo abc,

erstmal Entschuldigung. Ich war mit Deiner Antwort völlig überfordert.
Das hatte ein bisschen was von Absolution.

Es hat Aufarbeitung gegeben. Das, was ich hier schreibe, sind ja nur Splitter. Mit dem großen Ganzen geht man nicht durchs Leben, ohne das es einen irgendwann einholt und zwingt, sich damit auseinanderzusetzen. Natürlich wurden auch Familienmitglieder in diesen Prozess eingebunden.
Innerhalb kürzester Zeit ging es in diesen Gesprächen gar nicht mehr um mich. Es war auch nicht möglich, zu vermitteln, daß es doch nicht um Be- bzw. Verurteilung ging. Statt dessen wurde sich aus der Affaire gezogen, mit der Aussage, dann sei man wohl unfähig gewesen, obwohl man doch alles getan hatte, was man konnte und ich das mehr schätzen sollte. Alles so wie immer.
Sie ist heute noch so, aber das ist für mich schon lange nicht mehr relevant. Was soll ich denn auch tun? Sie ist mittlerweile eine alte Frau. Hatte ganz sicher ihr eigenes Päckchen zu tragen und letztendlich kann jeder nur das leisten, was er an Potenzial mitbringt. Ich glaube, in gewisser Weise ist sie viel wehrloser als ich, weil sie das nicht unterbinden konnte, weil sie sich nicht vor ihre Kinder gestellt hat. Ich habe mich lange mit der Thematik auseinander gesetzt, bis mir sogar der Gedanke an diese Menschen zuviel Nähe war. Irgendwann habe ich damit abgeschlossen und ich habe es als große Erleichterung empfunden, all dem zu entkommen. Bis jetzt.
Die Zurückweisung durch diesen Mann hat mich wirklich erschüttert und möglicherweise alte Wunden aufgerissen. Es ist dieses Gefühl von Verlust, das mir so zusetzt und die Endgültigkeit dahinter. Dieses "unwiederbringlich" .

Du hast Recht, ich laufe wahrlich nicht pfeifend durch's Leben. Ich bin voller Zweifel, Unsicherheiten und das Gefühl unzulänglich zu sein, begleitet mich, so lange ich denken kann. Ich habe immer Angst, nicht gut genug zu sein. Dagegen gibt es nur ein Mittel. Niemandem Einblick gewähren. Alles andere funktioniert nicht. Ich habe das doch alles schon durch. Also werfe ich den Menschen, die mir ungebeten zu nahe kommen, Bröckchen hin, die sie beschäftigen. Es reicht schon, wenn es ein kleines bisschen schrecklich klingt. Dann bohren sie nicht nach.
Sobald man sich irgendwem öffnet, ist man bedürftig, nicht funktionsfähig und somit nichts wert. Du bekommst einen Stempel und egal wie verständnisvoll sie sich geben, sie empfinden alle diese mitleidige Verachtung. Also hält man den Mund und macht seinen Kram mit sich selbst aus.

Eigentlich möchte ich nur die Gefühle für diesen Mann loswerden, damit ich mich nicht mehr so wund fühle. Und beim nächsten Opa-Double werde ich die Beine in die Hand nehmen und um mein Leben rennen Sad


@ alpha

Es gibt Momente, da kommen mir Situationen ins Gedächtnis, Erinnerungen, und dieses kleine Mädchen tut mir so leid. Sie konnte nie irgendwas richtig machen, egal wie sehr sie es versuchte. Aber es ist keine Verbindung da zu diesem Kind. Als wäre es eine andere Person. Vielleicht empfinde ich das so, weil es alles schon so lange her ist.
Die einzige Gemeinsamkeit ist, daß ich, als es darauf ankam, scheinbar auch nichts richtig machen konnte.

Ich habe auch immer gedacht, ich hab das geschafft, was soll mir also noch passieren. Auf einen "Angriff von innen" war ich einfach nicht vorbereitet. Das macht mir so viel Angst, daß ich kaum Worte dafür finde.


Es tut mir leid. Ich fühle mich extrem unkonzentriert und es fällt mir momentan sehr schwer, meine Gedanken zu formulieren. Aber ich hoffe wirklich, ich konnte mich ein bisschen verständlich machen.

Natune.net
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