Gewöhnlich ist er kein athletischer Typ - aus sportlichen Veranstaltungen macht er sich nichts. Setzt man ihn jedoch vor ein Brettspiel - Schach, Backgammon oder Scrabble - so ist er mit Vergnügen dabei. Er ist ein guter Gesprächspartner und erwartet vom andern dasselbe. Da muß man sich also anstrengen. Wer Picasso nicht von Beethoven unterscheiden kann, soll sich gar nicht erst mit ihm einlassen.
Er ist freundlich, hat ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl und gibt jedem eine Chance. Er ist taktvoll, diplomatisch und hat Sinn für Humor. Da er von Natur friedlich und liebevoll ist, nimmt er Ungerechtigkeiten sehr übel. Im Beruf ist er ein wunderbarer Vorgesetzter und Mitarbeiter. Er befürwortet Anpassung und Kompromisse, wenn es sich darum handelt, gegensätzliche Parteien zu versöhnen. Doch da es ihm schwerfällt, sich sofort und direkt zu entscheiden, neigt er dazu, schwierige Entscheidungen aufzuschieben. Oft braucht er einen Partner, der unangenehme Aufgaben für ihn erledigt.
Bei geschäftlichen Unstimmigkeiten zieht er es vor, das Problem auf unparteiischer Ebene lösen zu lassen, vielleicht durch eine Kommission; natürlich will er dann der Kommission angehören. Da aber niemand besser imstande ist, Schwierigkeiten zu glätten, Spannungen zu beheben und Erzürnte zu beschwichtigen, wird die Kommission zu der Entscheidung gelangen, die er von Anfang an gewünscht hat.
Das ist nämlich der Haken: Der Waagemann will unbedingt seinen Kopf durchsetzen, gleichzeitig aber vermeiden, ein Urteil zu fällen oder persönlich hineinverwickelt zu werden. Geht es nicht nach seinem Kopf, so wird man hinter seinem vernünftigen, verbindlichen, toleranten Äußeren einen ganz anderen Menschen entdecken.
Er hat sehr richtige Intuitionen - man versuche ja nicht, ihn zu täuschen, oder ihm Sand in die Augen zu streuen. Er kennt die Realität der Dinge, und wenn es darum geht, Motive zu durchschauen, hat er Röntgenaugen. Doch wenn er einen Menschen durchschaut, wird er sich bemühen, dessen Beweggründe zu verstehen. Und er wird nicht gefühlsduselig werden. Er macht nicht gern Szenen.
Der Waagemann liebt Schönheit in Architektur, Malerei, Musik, Theater - und bei Frauen. Beim Umwerben benutzt er Charme als Waffe. Er versteht sich zwar darauf, eine Frau für sich zu gewinnen, aber er hat ein Problem: Wenn sie bereit ist, weiß er nicht recht, ob er sie haben will oder nicht. Die Ursache seiner Unschlüssigkeit kommt daher, daß er das Für und Wider des richtigen Augenblicks abwägt. Alles muß vollkommen sein. Der geringste Zweifel läßt ihn erneut alle Register ziehen. Manche Frauen lieben das so sehr, daß sie die Qual absichtlich verlängern.
Jedenfalls sollte man die Hoffnung nicht aufgeben, sondern ihn wissen lassen, daß man ihm sehr zugetan ist. Wer den Waagemann ins Bett zu locken weiß, wird erfahren, daß sich das Erlebnis lohnt. Hier ist der Waagemann entschlossen. Er will seine Liebste befriedigen - und wenn es die ganze Nacht dauert!
Seiner Überzeugung nach sind Mann und Frau im Bett gleichberechtigt, und er hat die Geduld, ihre Bedürfnisse zu stillen. Die Lichter müssen gedämpft sein, vulgäres Verhalten ist fehl am Platz. Die Frau braucht nur anzudeuten, was sie wünscht und wie sie es wünscht.
Im allgemeinen reagiert der Waagemann leicht auf Lob und Schmeichelei. Mit gutgewählten Komplimenten kann man ihn zu fast allem verlocken. Es ist ihm in tiefster Seele zuwider, die Gefühle eines andern zu verletzen, und gewöhnlich ist er einer aggressiven Frau auf Gnade und Ungnade ausgeliefert. Für die Frau, die weiß, was sie will, ist es ein Kinderspiel, es von ihm zu erhalten. Er verliebt sich nur allzu leicht, kann sich dann aber nur schwer aus den Verstrickungen lösen, weil er Gefühlsausbrüche haßt. Die Frau, die ihm eine Szene macht, hat den Streit bereits gewonnen, bevor er beginnt.
Für Mädchen interessiert er sich schon in frühem Alter - ein Interesse, das sein Leben lang anhält - aber er ist auch für die Ehe geboren. Es ist leicht, ihm den Kopf zu verdrehen; doch die Pläne für die Hochzeit sollte man ohne ihn schmieden. Er gibt sich nicht gern mit Einzelheiten ab; sie machen ihn nervös. Am glücklichsten ist er, wenn die Frau Gleichmut entfaltet, ohne allzu viele Höhen und Tiefen der Gefühle. Es fällt ihm ein wenig schwer, zwischen Freundschaft und Liebe zu unterscheiden; aber er will besitzen. Die Frau darf nicht mit andern Männern flirten!
Er liebt seine Frauen gut angezogen, mit langen Haaren und feuchtschimmernden Lippen. Ein guter Tip: Wenn ihm das Ausziehen leicht gemacht wird, kann er schwer widerstehen.
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