Der Steinbockmann

Wenn man ihm mit einem freundlich-verabschiedenden «Gute Nacht» die Tür vor der Nase zumachen will, steckt bestimmt schon sein Fuß dazwischen. Ein Nein als Antwort läßt er nicht gelten. Eine Abfuhr ist keine Abfuhr; er wird es immer wieder versuchen, bis der Widerstand gebrochen ist.

Liebe ist für den Steinbock ebenso wichtig wie Essen und Schlafen. Wahrscheinlich wird man schon bei der ersten Begegnung merken, daß dieser erdhafte, lustbetonte Mann von der Frau erwartet, daß sie sich seinen Wünschen fügt. Seiner Ansicht nach ist in jeder tugendhaften Frau eine Dirne verborgen. Er mißt auch dem Sexuellen an sich größeren Wert bei als der Frau, die daran beteiligt ist. Der Steinbock hat nicht die angeborene Grausamkeit des Skorpions, aber seine stark ausgeprägte Sexualität macht ihn skrupellos. Unerfahrenheit oder Naivität nützt er unbekümmert aus, und er fühlt sich zu Partnerinnen hingezogen, die viel jünger sind als er selbst.

Er ist leidenschaftlich, sehr sinnlich und erträgt keine Ablehnung. Sprödigkeit und Prüderie läßt er nicht gelten, und reine Zeit zu verschwenden haßt er. Er hat jedoch Verständnis, wenn die Frau wirklich vernünftige Gründe hat, nicht sofort mit ihm ins Bett zu hüpfen; dann bringt er Geduld auf. Eine ehrliche Darlegung des Sachverhalts genügt. Aber wahr muß sie sein, man mache ihm ja nichts vor. Das mißfällt ihm nicht nur, sondern er durchschaut auch das Theater.

Er braucht grundsätzlich die Sicherheit, daß er geliebt wird. Er verlangt viel, denn er will, daß man sich vollständig an ihn bindet. Ermutigt man sein Ego genügend und läßt man ihn deutlich genug fühlen, daß man sich in seiner Gesellschaft wohlfühlt, liegt er an der Kette. Er ist treu. Er versteht nicht, warum so viele Männer herumstreunen müssen. Wieso braucht man andere Frauen, wenn man die Richtige gefunden hat? Der Steinbock ist zufrieden damit, einer Frau allein zu gehören.

Er ist lieber zu Hause als von einer Party zur anderen zu rennen. Das heißt jedoch nicht, daß das häusliche Leben mit ihm langweilig ist. Der sexbetonte Steinbockmann kann von Schlafzimmeraktivitäten gar nicht genug kriegen, und je älter er wird, desto besser wird er. Sein Interesse an der körperlichen Seite der Liebe nimmt nie ab. Wenn andere Männer im Schaukelstuhl sitzen, versucht der alternde Steinbock immer noch, Frauen ins Schlafzimmer zu locken. Und seine Technik verbessert sich mit dem Alter nur noch.

Sosehr er auch eine befriedigende sexuelle Bindung braucht, das allein genügt ihm nicht. Die Frau muß ihn auch auf anderen Gebieten zufriedenstellen. Er erwartet von ihr, eine großartige Hausfrau und Gastgeberin, eine ArbeitskolIegin, ein treuer Freund zu sein. Er möchte das Gefühl einer vom Schicksal bestimmten Zweisamkeit haben.

Er ist auf Geld ausgerichtet und dabei umsichtig, klug berechnend, kompromißlos. Er wird immer das tun, was er als seine Pflicht ansieht. Steht ein Wille gegen den andern, erwarte man von ihm keinen vernünftigen Kompromiß. Selbst wenn es so scheint, als lasse er mit sich reden, versucht er in Wirklichkeit nur Zeit zu gewinnen.

Bei ihm weiß man nie, was er im Schilde führt. Er kann seine Gedanken hinter der starren Maske des in sich Gekehrten verbergen. In einem Punkt besteht Gewißheit: Tief unter seiner ruhigen Oberfläche brennt ein geheimes Feuer. Sein Vordringen zu einem gesteckten Ziel ist so unerbittlich und stetig wie ein Lavastrom. Er ist ein überzeugter Anhänger der Zielstrebigkeit. Er weiß, daß alles Talent der Welt nichts nützt, wenn man nicht fleißig ist. Das ist der Schlüssel zu seinem Erfolg sowohl in der Liebe als auch im Beruf. Als geborener Manager klettert er in seinem Beruf gewöhnlich zur Spitze empor. Er ist praktisch, entschlossen und ehrgeizig. Wer ihm auf seinem Weg weiterhilft, wird immer reichlich belohnt. Trifft ihn Unheil oder Mißgeschick, ist er zäh, widerstandsfähig und beginnt von vorn.

Es stimmt, daß Steinbockmänner eher Geldheiraten eingehen als Vertreter anderer Tierkreiszeichen. Ihrem praktischen Wesen entsprechend, sehen sie keinen Grund, warum Liebe nicht mit eigennützigen Interessen verbunden sein sollte. Kann man sich nicht ebensogut in eine reiche Frau wie in eine arme verlieben? Liebe in der Dachkammer ist auch nicht romantischer als in einer Villa. Und den sexuellen Appetit erhöht es bestimmt nicht, wenn man Mahlzeiten überschlagen muß.

Trotzdem ist er im Grunde ein Sinnesmensch. Er sucht die Höhen der Liebe durch rein körperliche Leidenschaft. Bei einer Gefühlsbeziehung verlangt er viel und gibt so wenig wie möglich von sich selbst. Er wird sich nicht überanstrengen, um gefällig oder charmant zu sein. Nach seinem Dafürhalten ist Liebenswürdigkeit die unwichtigste Eigenschaft, um Erfolg in der Liebe zu haben.

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