Die Waage - Sucherin nach dem Guten, Wahren, Schönen
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03.08.2010, 11:19
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Die Waage - Sucherin nach dem Guten, Wahren, Schönen
Der beherrschende Planet der Waage ist die Venus, die Göttin der Liebe und der Schönheit der griechischen Mythologie. Die Waage ist ein Luftzeichen, und die Luft ist in erster Linie mit Ideen und Prinzipien befaßt. Und mit der Liebe natürlich auch. Jede Waage denkt ebensoviel über die Liebe nach wie über alles andere, das mit Beziehungen zu tun hat. Aber das wesentliche Wort hierbei ist denken. Die Vorstellung der Waage von Liebe muß nicht unbedingt etwas mit einem herzlichen, angenehmen, bezaubernden Tete-a-tete zu tun haben. Viel eher wird es um eine ihrer vielen Theorien über die Natur der Liebe und der Ehe gehen, ihre Ideale von der perfekten Beziehung, ihre Vorstellung, wie Menschen miteinander umgehen sollten, oder ihre Vision von einer Welt, in der alles wunderbar ausgewogen, geglättet, vollkommen, symmetrisch und harmonisch ist. Was einen zum Wahnsinn treiben kann. Dieses Zeichen, dessen Symbol die Waagschalen sind, hat weniger mit der üblichen Paarung zweier Menschen zu tun als jedes andere Zeichen. Die Waage steigt nicht in die Niederungen sinnlicher Liebe hinab. Für die Waage muß die Liebe im angemessenen Stil stattfinden: ein Ritual höfischer Liebe, komplett mit allen passenden Gesten, den richtigen Worten, dem richtigen Parfum, der richtigen Bettwäsche, den richtigen Duftkerzen und den richtigen Blumen. Die Waage ist der große Perfektionist des Tierkreises, nicht die Jungfrau, wie man vielleicht vermutet. Für die Waage dreht sich die Welt um die Liebe. Aber ihre Liebe ist ziemlich theoretisch. Sie weiß weniger darüber als jedes andere Zeichen, obwohl sie mehr darüber nachdenkt. Darum sucht sie auch immer nach der Liebe in ihrer idealisiertesten Form. Wie beim Wassermann und den Zwillingen ist auch bei der Waage die Natur ihrer Gefühle oft kindlich und naiv. In der Astrologie symbolisiert der Planet Venus das Bedürfnis nach Beziehungen. Aber einzelne Dinge zueinander in Beziehung zu setzen, verlangt nicht notwendigerweise nach Gefühlen. Es geht dabei um die Kunst des Vergleichens, der Unterscheidung, der Hervorbringung ausgewogener und symmetrischer Muster. Beziehung kann zu einem Tanz, zur Geometrie, zur Mathematik oder zur Kriegführung gehören. Beziehung kann bedeuten, daß man einen feinen Sinn dafür hat, welche Farbe zu welcher paßt oder ob das Design eines Porsche dem eines Ferrari überlegen ist. Darum geht es der Waage in Wirklichkeit. Die meisten Waage-Menschen denken viel über die Ehe nach, und man trifft selten eine Waage, die lange unverheiratet bleibt. Es hat mit dem Ritual, der Zeremonie, dem Gefühl der Zusammengehörigkeit, dem Ringtausch zu tun. Alles das spricht das ausgeprägte Stilgefühl in der Natur des Waage-Menschen an. Es geht um die Vereinigung von Gegensätzen, das Ausbalancieren von Dingen, die nicht vereinbar sind und einander ausschließen, das Abfeilen harter Kanten und das Einfügen in ein Muster. Für die Waage ist die Ehe wie ein Tanz aus dem sechzehnten Jahrhundert. Jeder Schritt, jede Geste hat eine ritualisierte Bedeutung. Die Waage ist das Zeichen des großen Rituals. Das Symbol der Waage ist ein lebloser Gegenstand. Die Waage versucht, das normale menschliche Leben auf eine Ebene platonischer Ideale zu erheben. Dabei ist sie keineswegs unfähig, erotisch oder stark sinnlich zu sein, aber auch der Sex muß ritualisiert werden, sonst verliert sie die Lust daran. Von einer Waage sind sehr oft Worte wie «fair» und «gleichberechtigt» zu hören. Waage-Menschen glauben leidenschaftlich an Fairneß, und das bringt für sie viel Ungemach mit sich, weil das Leben und die Menschen nicht immer fair sind. Immer wieder stößt ihr Idealismus mit einer unausgewogenen Welt voller Fehler und rauer Kanten zusammen. Sie glauben auch leidenschaftlich an die Gleichheit, vor allem in der Partnerschaft. Wer der Waage einen Gefallen erweist, dem erweist sie auch einen. In vieler Hinsicht ist sie wahrhaft aufgeklärt, und bei männlich-weiblichen Beziehungen versteht sie ganz real, was Gleichberechtigung und Faimeß bedeuten, und wird nicht Sex ins Spiel bringen, um das Obergewicht zu bekommen. Auch hier wird sie oft bitter enttäuscht werden, denn einen Partner zu finden, der ebensoviel gibt wie nimmt, und in einer Beziehung zu leben, in der nicht der eine ein wenig stärker ist oder ein wenig mehr liebt als der andere, ist schlechterdings unmöglich. Aber die Waage glaubt eben an das Unmögliche und wird häufig von einer Beziehung in die nächste, von einem Beruf in den anderen und von einem Land ins andere gehen und immer und immer glauben, daß sie eines Tages, irgendwann einmal den perfekten Partner, den perfekten Beruf und die perfekte Umgebung finden wird, in die keine Häßlichkeit, Widrigkeit oder menschliche Tragödie eindringen kann. Wie Sokrates sucht die Waage das Gute, Wahre und Schöne. Selbst die Waage, die gelernt hat, ihren berühmten Charme einzusetzen, um Menschen und Situationen zu manipulieren, wird dennoch danach suchen. Sie sucht sie auf jedem Lebensgebiet und in jeder Beziehung, die sie eingeht. Wenn der WaageMensch so etwa Mitte Dreißig ist, weiß er, daß das Gute, Wahre und Schöne nur Konzepte und Symbole sind und nicht reale Dinge, die er auf der Straße finden wird. Dennoch gibt er die Suche nicht auf. Eine der besten Eigenschaften dieses merkwürdigen Zeichens ist es, daß es bei seinen ewigen Versuchen, die Welt zu verändern und zu einem Ort zu machen, wo das Gute, Wahre und Schöne eine Bleibe finden können, immerhin den Erfolg hat, das Leben wenigstens ein bißchen besser, schöner und harmonischer zu machen, als es sonst gewesen wäre. Wie sein Planet Venus hat es die Gabe, Stil, Eleganz und Harmonie um sich zu verbreiten. Stärker erdgebundene Wesen haben oft keinen Sinn für diese besondere Begabung der Waage, aber diejenigen, die wissen, daß ein bunter Strauß voll duftender Blumen für die Seele ebenso wichtig ist wie die Gehaltserhöhung für den Alltag, schätzen die Waage. Die Waage hat Initiative, und sie braucht Ziele. Diese Eigenschaften teilt sie mit dem Widder, dem Krebs und dem Steinbock. Diese Zeichen haben die gemeinsame Charakteristik, daß sie auf ein Ziel hinarbeiten müssen. Die Waage strebt im allgemeinen nach Ordnung. Vollkommenheit und einer idealen Beziehung. Weil sie sich immer der Ansichten anderer Menschen bewußt ist, zeigt sie im Umgang mit ihnen selten Aggressionen. Aber sie besitzt ebensoviel Initiative wie ihre unter dem Zeichen des Widders oder Steinbocks geborenen Vettern. Sie ist immer hinter etwas her. Aber um das mit volleinsetzbarer Zuversicht zu erreichen, braucht sie einen Partner. Wer einige Zeit mit einer Waage verbringt, wird bald ihr königliches «wir» erkennen. Der Widder sagt einfach: «Ich will das. Mach es.» Die Waage ist viel diplomatischer und gewiefter. Sie weiß mit beängstigender Klarheit, daß die Welt voller Menschen ist, die anderer Meinung sind als sie. Sie wird auf andere Meinungen hören, ihnen oft zustimmen, um den Partner oder Gegner zu animieren, mehr zu sagen. Am Ende macht sie genau das, was sie will. Aber sie wird immer den Eindruck erwecken, daß sie ihren Entschluß nur dank der Mitwirkung anderer gefaßt hat, die hinterher glauben, es wäre ihre Idee gewesen und sie hätten sich durchgesetzt. Statt «Mach es!» zu sagen, geht die Waage sanft und mit dem berühmten charmanten Lächeln vor. «Weißt du, ich habe überlegt, daß es für alle angenehm wäre, wenn wir... » Und schon hängt man am Angelhaken. Wie rücksichtsvoll dieser Mensch ist. Wie besorgt um die Bedürfnisse und Ideen der anderen. Wie undogmatisch. Wie bescheiden. Natürlich wird man das Gewünschte gern für ihn tun, hat tatsächlich selbst schon daran gedacht und freut sich, seiner Zustimmung gewiß zu sein. Kein Wunder, daß Waagen den Ruf geschickter Diplomaten und hervorragender Staatsmänner haben. Sie haben die seltene Gabe, mit einem Minimum von Kränkungen ans Ziel ihrer Wünsche zu gelangen. Wie könnte man auch von jemand beleidigt werden, der immer nach der Meinung anderer fragt? Das ist die Kunst der Beziehung in Reinkultur. Das Problem dabei ist leider, daß Leute, die direkter veranlagt sind, kein Wort davon glauben. Sie sehen die Waage als chronischen Heuchler und Schmeichler. Manchmal mag das sogar stimmen. Wer von seinen Freunden erwartet, daß sie für ihn bluten und treu bis in den Tod sind, dem dürfte es schwer fallen, der Waage zu vertrauen, die lieber mit allen gut Freund ist, statt für etwas zu bluten und zu sterben. Argwöhnische Typen wie Skorpione und Steinböcke, die Komplimenten sowieso mißtrauen, halten von den Schmeicheleien der Waage gar nichts. Von der anderen Seite des Zauns aus betrachtet, wirkt die Waage nicht sehr vertrauenswürdig. Diplomaten tun das nie. Andererseits aber (diesen Ausdruck hört man von Waage Menschen oft) ist dies weder Heuchelei noch Unehrlichkeit. Vom Standpunkt der Waage aus ist es wahr. Sie macht viel lieber Komplimente als zu beleidigen, und das nicht nur, weil sie gern gelitten sein möchte, sondern weil sie bestrebt ist, das Schöne und das Positive in den Menschen und im Leben zu sehen. Aber ist es nicht angenehmer, hofiert zu werden, als sich von der wilden Wahrheitsliebe eines Rüpels brutal seine Träume und Wünsche zertrampeln zu lassen? Der Waage-Fotograf wird beispielsweise eine Frau immer von ihrer besten Seite zeigen. Die realistische Schule, die sämtliche Flecken, Falten und überflüssigen Haare porträtiert, weil sie «lebensecht» sind, ist nichts für ihn. Das Lebensechte wird von der Waage mit der Vision der Schönheit retuschiert, die es enthalten könnte. Auch das königliche «wir» der Waage ist keine Anmaßung, sondern eine Form von Diplomatie. Die Waage macht Gebrauch von der Erkenntnis, daß man viel mehr erreichen kann, wenn man die Menschen auf seiner Seite hat, als wenn sie gegen einen sind. Außerdem haßt sie Streit und Gefühlserregungen und hat entsetzliche Angst davor, unbeliebt zu sein. Wenn sie weiß, daß sie verachtet wird, ist sie völlig zerstört. Sie wird alles in ihrer Macht Stehende tun, um den Gegner zu bekehren. Aber abgesehen von Diplomatie, hat die Waage echtes Interesse an den Ideen und Empfindungen anderer Menschen. Sie sind ihr wirklich wichtig. Sie hört nicht nur zu, weil sie weiß, daß man sie dann mehr schätzen wird, sondern weil es sie echt interessiert. Und es ist auch keine Heuchelei, wenn sie nicht zeigt, daß sie anderer Meinung ist. Sie ist einfach klug genug, um zu wissen, daß der andere seine Meinung auch dann nicht ändern würde, wenn sie ihm widerspräche. Warum soll sie sich also die Mühe machen? Es ist doch so viel angenehmer, wenn alles angenehm ist. Aber all diese Gaben schaffen der Waage auch Probleme. Wenn man sich nämlich sein Leben lang aller anderen so bewußt ist wie die Waage, bekommt man selten eine Chance, seine eigenen Gefühle ehrlich ausdrücken zu können. Sie hat Schwierigkeiten, mit den eigenen Gefühlen fertig zu werden, weil die so häufig dem Ideal des Guten, Wahren und Schönen widersprechen. Für die Waage sollten alle Emotionen immer freundlich, angenehm, liebevoll und harmonisch sein. Wenn sie Arger, Haß, Eifersucht oder Begehrlichkeit empfindet, bekommt sie Angst. So etwas sollte man nicht empfinden. Sie schleppt oft einen ganz beachtlichen Schuldkomplex wegen der häßlichen Dinge mit sich herum, die sich in ihrer Seele eingenistet haben. Oft unterdrückt die Waage die eigenen Gefühle mitleidslos; einmal, weil sie nicht zu ihrer Vorstellung passen, wie Menschen sein sollten, und ein andermal, weil sie ihr Arger machen (gemeint ist, daß andere Menschen sich manchmal über sie ärgern), wenn sie ihre wahren Gefühle zeigt. Ihre unwirkliche Welt der vollkommenen Harmonie und Gemeinsamkeit wird gelegentlich so unrealistisch, daß sie nicht mehr mit alltäglichen menschlichen Konflikten fertig wird. Und so stark unterdrückte Gefühle machen sich früher oder später auf unerfreuliche und indirekte Art Luft. Als Depressionen oder physische Krankheiten oder als versteckte und unbeabsichtigte Sticheleien gegen Menschen, um die sie sich ganz besonders bemüht. Dann sagt sie im ungeeignetsten Augenblick das Allerungeeignetste und begreift nicht einmal, was sie gerade getan hat. Ihre unterdrückte Feindseligkeit und ihr Arger äußern sich indirekt, und meistens merkt sie das erst, wenn sie schon alle Freunde in die Flucht geschlagen hat. Die Waage, die große Freundin der Wahrheit, ist auf der Gefühlsebene oft unehrlich gegen sich und andere. Das ist unbeabsichtigt und liegt daran, daß sie als empfindsamer Idealist, deren kluger Verstand sich ein so klares Bild der Welt macht, viel Zeit braucht, um sich an die rauhen Seiten des Lebens zu gewöhnen. Nur allzu oft wird sie der Herausforderung, ihre idealistische Natur der unbequemen Welt anzupassen, aus dem Wege gehen, indem sie sich in einer Beziehung versteckt, die ihr einen schützenden Kokon bietet, so daß sie sich nicht mit diesen schwierigen Problemen befassen muß. Um es kurz zu sagen: Die Waage ist oft von ihren Freunden und Lebenspartnern abhängig, weil sie Schutz vor der rauhen Wirklichkeit braucht. Dabei entwickelt sie dann soviel Charme, daß man ihr diesen Schutz nicht verweigern kann, und damit beißt sich die Katze wieder in den Schwanz. Eine weitere Schwierigkeit der Waage-Menschen ist das, was sie selbst als Selbstsucht bezeichnen. Es fällt ihnen schwer, sich über die eigenen Wünsche klarzuwerden, ohne jedermann zu befragen. Nun ist die Waage für die ihr angedichtete Unentschiedenheit geradezu berühmt. Aber es ist keine echte Unentschiedenheit, denn sie hat durchaus feste Vorstellungen von ihren eigenen Wünschen oder ihrem eigenen Geschmack. Ist sie allein, kann sie sehr schnell ihre Wahl treffen. In Gesellschaft anderer versucht sie aber ständig, sich deren Wünschen anzupassen, um möglichst viel Unterstützung zu bekommen. Zum Teil liegt es daran, daß es ihr oft gar nicht so schrecklich wichtig ist, das zu bekommen, was sie will; es ist ihr viel wichtiger, Gesellschaft zu haben. Sie hat ihre Wahl getroffen, und die heißt: harmonisches Zusammensein. Zum Teil aber hat sie vage Schuldgefühle, etwas haben zu wollen, das egoistisch sein könnte. Und oft geht es einfach darum, daß sie laut denkt. Waage-Menschen werden sich oft über ihre Gedanken klar, indem sie mit anderen sprechen. Am Ende treffen sie schon ihre eigenen Entscheidungen, aber ihre Gedanken kristallisieren sich in Gesprächen. Deshalb sollte man, in einer Diskussion die Behauptungen einer Waage nicht zu wörtlich nehmen. Im allgemeinen probiert sie nur herum. Später, wenn sie allein ist, wird sie wissen, was sie wirklich will. Wer der klassischen Waage-Routine begegnet, weil er fragt: «Was möchtest du heute Abend unternehmen?», und die Antwort bekommt: «Mir ist alles recht, was du möchtest», der sollte erst gar keinen Versuch machen, eine genauere Antwort zu erzwingen. Die Antwort ist genau, daß die Waage es lieber hat, wenn der andere entscheidet - nicht weil sie selbst nicht dazu fähig wäre, sondern weil sie einen viel angenehmeren Abend verbringen wird, wenn sie weiß, daß der andere glücklich ist, als wenn sie ihren eigenen Willen durchgesetzt hätte. Wer Entscheidungen gern anderen überläßt, versucht es besser mit einem Widder oder Löwen. Der armen Waage gegenüber ist es nicht fair, wenn man von ihr erwartet, diese Rolle zu spielen. Ihr Talent liegt darin, die goldene Mitte zu finden. Manchmal kann die Waage auch polemisch werden. Sie zeigt diese Wesensseite bei Diskussionen. Jemand nimmt einen Standpunkt ein; sie ist entgegengesetzter Meinung. Stimmt man ihr aber endlich zu, wird sie mit den Argumenten kommen, mit denen alles angefangen hatte. Sie will nicht streiten; sie versucht nur den Mittelweg zwischen den beiden Standpunkten zu finden. Manche Waagen zeigen ihr Bedürfnis nach Gleichgewicht, indem sie alles ablehnen, was gesagt wird. Es ist ihre Methode, herauszufinden, was sie denken, und gleichzeitig mit der inneren Neigung, stets allem zuzustimmen, zurechtzukommen. Die wahre Natur der Waage ist nicht streitsüchtig; sie ist auch nicht passiv oder nachgiebig. Die Waage liebt ganz einfach keine Extreme. Zusammenwirken bedeutet ihr alles. Bei soviel Gegensätzlichkeiten ist es nicht verwunderlich, daß Waage-Menschen von anderen entweder ausgesprochen gern gemocht oder völlig abgelehnt werden. Man gibt sich entweder von ihrem Charme geschlagen oder ist überzeugt, daß sie ein verräterisches, heuchlerisches Spiel treiben. Diese Reaktion entspricht dem Zeichen, das selbst ja auch für alles zwei Seiten hat, immer in der Mitte zwischen zwei Extremen steckt und auf der Suche nach der klaren Ausgewogenheit erst die eine und dann die andere Seite ausprobiert. Für die Waage liegt das Geheimnis des Lebens darin, daß es möglich sein muß, mehr zu sein, als wir sind, besser, gütiger, wahrhaftiger und schöner. Männlich und weiblich sind für die Waage ebenso rätselhafte Gegensätze wie gut und böse oder vollkommen und unvollkommen. Viele Waage-Männer neigen stark zur weiblichen Seite des Lebens - Schönheit und Kultur, Kunst, Harmonie, Zusammengehörigkeit. Das heißt nicht, daß sie unmännlich wären. Im Gegenteil, dieser Anhauch des Künstlerischen macht sie für Frauen oft ganz besonders attraktiv. Aber es scheint so, als bringe ihr Bedürfnis nach Ausgewogenheit sie dazu, auch in sich selbst die beiden Geschlechter ausbalancieren zu wollen. Manche Waagen tun dies buchstäblich, bei anderen ist es ein psychologischer Vorgang, der sich in Interesse an Frauen und an der weiblichen Seite des Lebens ausdrückt. Viele Waage-Frauen haben dagegen ungewöhnlich stark ausgeprägte männliche Begabungen - klaren Intellekt, Logik, Organisations- und Führungstalent. Sie brauchen deshalb über den Rahmen ihrer Familie und ihres Heims' hinaus eine Sphäre, in der sie diese Begabungen ausnützen können. Die Rede ist hier nicht von körperlichen Dingen, sondern allein von geistigen. Bei der Waage geht es immer um geistige Dinge. Es dreht sich hier nur um die Tatsache, daß die Waage oft Eigenschaften und Begabungen besitzt, die man im allgemeinen dem anderen Geschlecht zuschreibt. Das macht einen Teil des Channes der Waage aus und ist teilweise auch der Grund dafür, daß so viele Waage-Männer und Waage-Frauen am besten mit Freunden und Partnern des anderen Geschlechts auskommen. Die idealistische Waage hat häufig an ihrem Partner etwas auszusetzen. Sie träumt von einem Ideal, findet es in einem geliebten Menschen, um dann zu entdecken, daß eben doch alle Menschen unvollkommen sind. Die wirkliche Aufgabe und Lebenslehre für die Waage ist die Liebe. Sie muß die Liebe von der Ebene einer verstandesmäßigen Ubung auf die Ebene des Herzens bringen. Häufig schätzt die Waage nämlich den Verstand höher ein als die normalen menschlichen Ausdrucksformen der Zuneigung. Es ist nicht so, daß die Waage keine Zuneigung nötig hätte oder sie nicht zu bieten vermöchte, sie belastet sie nur oft mit unnötigen Qualifikationen, die auf ihrer Idealvorstellung beruhen, wie Liebe ausgedrückt werden müsse. Viele Waage-Menschen haben es mit dem eigenen Geschlecht schwer, weil sie häufig so tiefe Sympathie für das andere empfinden. Waage-Männer setzen sich ungewöhnlich stark für Frauen ein, sympathisieren mit ihrem Kampf um Gleichberechtigung und Anerkennung. Zum Entsetzen ihrer chauvinistischeren Freunde äußern sie ihre ketzerischen Ansichten auch noch laut. Und viele Waage-Frauen, die sich in der Gesellschaft von Männern wohler als mit ihren Geschlechtsgenossinnen fühlen, zeigen oft große Einsicht und Verständnis für die Schwierigkeiten und Anforderungen, die das Leben an die Männer stellt. Ihre eigenen Geschlechtsgenossinnen empfinden das als Verrat. Der Waage geht es nicht allein darum, die vollkommene Liebe, Ehe oder Gesellschaft zu finden; sie will Gegensätze verbinden und Menschen zusammenbringen, die sich sonst verständnislos gegenüberständen. Dank ihrer großen diplomatischen Begabung kann sich die Waage auf die eine und die andere Seite stellen und vermitteln, weil sie die Gegensätze selber in sich hat und darum kennt. Sie selbst ist vielleicht gar nicht so ausgewogen, aber Ausgewogenheit ist für sie immer das höchste Ziel.Je eher die Waage von ihrem Elfenbeinturm herabsteigt, in dem sie Schutz vor seelischen Schmerzen und Desillusioniertheit gesucht hat, desto schneller kann sie sich an ihre wirkliche Aufgabe machen, die darin besteht, die eigenen inneren Gegensätze miteinander zu vereinen. Ob es dabei um Verstand und Gefühl, Männliches und Weibliches oder um Idealismus und Materialismus geht, die Waage wird in sich immer tiefe Konflikte finden, die den Konflikten des Lebens entsprechen. Wenn sie für sich selbst den Mittelweg findet, kann sie auch den anderen das Gute, Wahre und Schöne bringen, das dann nicht mehr nur in ihrem Geist existiert. Die Schattenseiten Da es bei der Waage immer um das Gute, Wahre und Schöne geht, müßte man erwarten, daß es bei ihrer Schattenseite um das Schlechte, Falsche und Häßliche geht. Sie ist jedoch wesentlich differenzierter. Sie drückt sich in einer Reihe von Manövern aus, deren Ziel nicht sexuelle Eroberung, sondern Bewunderung ist. Für den Waage-Schatten ist jeder andere Mensch ein Spiegel, vor dem er sich mit den besten Eigenschaften der Waage darstellt. Er setzt sie alle ein, den Charme, die Begabung zum Flirten, die Schmeichelei, das instinktive Wissen von dem, was der andere Mensch denkt und wünscht. Wer von einer dieser Waagen hofiert wird, muß sehr vorsichtig sein. Sie haben ein fabelhaftes Talent, jemand glauben zu machen, es gäbe für sie niemand anders auf der Welt. Sie sind Genies in der Kunst, einen Schritt vorwärts und zwei zurück zu machen. Denn sobald der andere zu große Begeisterung zeigt, steht er plötzlich der Kühle und dem Zurückweichen gegenüber, die Charakteristika der Luftzeichen sind und die die Waage trefflich beherrscht. Reine Eroberungsspiele und niemand spielt sie so vollendet wie der Schatten der Waage. Er hat noch eine weitere eindrucksvolle Begabung, nämlich die, den anderen zu überzeugen, er sei der einzige Mensch, der seine unter der kühlen, ästhetischen Distanz verborgene, schlafende Sexualität wecken könne. Das klingt gut, aber leider ist kein Wort davon wahr, weil keine echten Gefühle mitspielen. Der Waage-Mensch, der so seine Schattenseite auslebt, weiß meist nicht bewußt, was er da tut. Es wäre viel zu schmerzhaft für ihn, sich der Tatsache zu stellen, daß er überhaupt einen Schatten hat. Für die idealistische Waage ist es besonders schwer, sich das einzugestehen. Während er also kokett herumspielt, wird er sich selbst davon zu überzeugen suchen, wie interessiert er ist. Aber all diese charmante Aufmerksamkeit löst sich blitzschnell in blasse, kühle Luft auf, sobald das zu erobernde Subjekt wirklich zu haben ist. So war dieses Spiel nämlich nicht gedacht. Was aber hat es mit dem Spiel auf sich? Zu einem Teil geht es darum, daß die Waage sich nach Beifall sehnt. Das Verlangen nach Zuneigung und Anerkennung ist ein Grundbedürfnis der Waage und tritt am deutlichsten darin zutage, daß sie meist unglücklich ist, wenn sie allein sein muß. Waage-Menschen wünschen und brauchen Gesellschaft, nicht nur die ihres Partners, sondern auch die ihrer Freunde. Das Spiel von Flirt und Wettbewerb ist nicht nur auf erotische Bindungen beschränkt; es erstreckt sich auf Freunde, auf Geschäftspartner, ja sogar auf die Eltern. Die einzige Methode, mit der sich die Waage wirklich mit ihrem Schatten auseinandersetzen kann, besteht darin, daß sie ihn in Aktion sieht, überlegen muß, wie sie sich selbst in der Situation des anderen fühlen würde und ob sie fair ist (ohne ihre Prinzipien in Betracht zu ziehen, kann keine Waage denken). Sie muß versuchen, sich selbst ein wenig netter zu finden, damit sie nicht mehr eine ganze Armee von Bewunderern braucht, die ihr das Nettfinden abnimmt. Und damit sind wir beim Kern der Sache: bei der Neigung der Waage, sich selbst zu wenig und andere zu sehr zu achten. Das Spiel wird immer dann gespielt, wenn sie so unsicher ist, daß ein Freund und ein geliebter Mensch nicht mehr ausreichen, sie davon zu überzeugen, daß sie liebenswert ist. Ein anderer Grund für dieses seltsame Spiel ist die Tendenz der Waage-Menschen, sich stark mit dem anderen Geschlecht zu identifizieren. Dadurch sind sich die Waagen der eigenen Sexualität oft nicht so recht sicher. Wie die Zwillinge mit ihren Gegensätzen, fühlt sich auch die Waage oft von ihrem Geschlecht losgelöst. Das rührt besonders daher, daß die Waage ein so kultiviertes Zeichen ist, dem die gröberen Aspekte des männlichen und weiblichen Geschlechts unangenehm sein können. Aber es kostet einen Preis, wenn man sich von der eigenen Geschlechtlichkeit loslöst, und der ist ein vages Gefühl sexueller Unsicherheit. Und da die Waagen so stark auf das Geistige ausgerichtet sind, fühlen sie sich manchmal im eigenen Körper nicht wohl und glauben, wenig anziehend oder häßlich zu sein, weil irgendeine Kleinigkeit nicht vollkommen ist. So wird jeder andere zu einem Spiegel, der die Waage davon überzeugen soll, daß sie die Schönste ist. Der Waage-Schatten ist also nicht schlecht, falsch und häßlich, sondern ein bißchen zu gut, wahr und schön. Immer ein bißchen zuviel von allem. Auch jeder andere, der diese Rolle spielt, wird ziemlich rasch entdecken, daß man darin ständig von Bewunderer zu Bewunderer wandern muß; denn wenn man zu lange bei einem verweilt, wacht der vielleicht eines Morgens auf und ist es leid, Spiegel zu sein und immer zu sagen: «Du bist die Schönste im ganzen Land.» Vielleicht sagt er dann etwas so Entsetzliches wie: «Wer bist du eigentlich wirklich?» Dann ist das Spiel aus, und die Waage muß sich mit einer echten Beziehung auseinandersetzen. Aber schließlich und endlich ist das ja ihr wahres Ziel. Die Waage als Partner Fast alles, was wir bisher gesagt haben, bezieht sich auch auf die Waage als Partner, denn sie ist immer in irgendeinem Sinn verliebt - sie kann sich sogar in ein Land verlieben. Die Waage-Mann oder Frau kehrt ihre besten Eigenschaften in einer Beziehung hervor, die harmonisch und kommunikativ ist. Ihre Bedürfnisse und Gaben sind auf Frieden, Ausgeglichenheit und Gegenseitigkeit ausgerichtet. Wer stürmische Szenen mit Türenschlagen und zerbrochenem Porzellan samt Tränen und zerrissenen Kleidern schätzt, ist bei der Waage auf dem Holzweg. Es ist durchaus möglich, eine Waage soweit zu treiben, kostet aber viel Mühe. Und hat man es mal soweit gebracht, dann ist die Waage weit davon entfernt, es zu genießen. Sie haßt jede Minute, haßt den anderen und haßt sich selbst, weil sie sich zu einem so schauderhaften Benehmen hat hinreißen lassen; und vergessen wird sie es auch nicht. Beim nächsten mal wird sie also noch diplomatischer, noch ausweichender und noch weniger ehrlich sein als zuvor. Wer mit der Waage über Liebesangelegenheiten sprechen will, muß logisch argumentieren. Man darf nicht emotional werden. Heftige Anklagen mit vielen Bemerkungen wie: «ja, ich weiß, das ist mein Fehler», werden nur das Gerechtigkeitsgefühl der Waage auf den Plan rufen, und dann beharrt sie darauf, daß nicht alles Ihre Schuld ist Fünfzig Prozent wird sie gern übernehmen, aber wenn man ihr alles aufladen will, macht sie kehrt und gibt dem anderen alle Schuld. Fair ist fair, und die Waage glaubt daran, daß jedem sein Teil zukommt. Gelegentlich wird es auch zu intellektuell. Die Waage kann stundenlang über eine Beziehung diskutieren - was ist an ihr richtig, was ist an ihr falsch, wie kann man sich anpassen, wie können wir sie verbessern. Am Ende erweist sich aber, daß sie nur in erstaunlich geringem Maß fähig ist, nach ihren Erkenntnissen zu handeln. Sie hat sie erfaßt und versteht sie, aber es wird ihr schwer, sie in Gefühlen zu äußern. Vernunft und Liebe gehören nicht immer zusammen, und das ist für die Waage die schwierigste und schmerzlichste Lektion auf dem Gebiet menschlicher Beziehungen. Oft muß man lange warten, bis von ihr eine spontane Gefühlsreaktion kommt, die nicht schon stundenlang vorher auf ihr Für und Wider geprüft worden ist. Aber ein wenig Verständnis für das Bedürfnis der Waage nach Harmonie und Frieden, nach einem Ort, wo alles glücklich, romantisch und frei von Ablehnung oder Dunkelheit ist, hilft da viel. Manchmal kann man eine Waage sanft dazu bringen, in einer Atmosphäre des allgemeinen Vertrauens auch den eigenen Gefühlen zu trauen. Aber zu einem anderen Menschen wird sie deshalb nicht. Wer mit ihrer freundlichen und friedliebenden Natur nichts anfangen kann, sollte sich etwas Explosiveres suchen, einen Widder oder einen Skorpion. Andererseits bringt es die Waage fertig, eine riesige Menge Zeit und Energie für menschliche Beziehungen aufzuwenden, und das findet man nur selten. Und meistens ist sie bereit, sich anzupassen und Kompromisse einzugehen. Das Bedürfnis nach Zusammengehörigkeit macht die Waage sehr anhänglich, und leidenschaftlich unabhängige Typen, die gern alles allein tun, werden es mit der Waage schwer haben, weil sie immer alles gemeinsam machen möchte. Manche Waagen treiben diese Gemeinsamkeit so auf die Spitze, daß man glauben könnte, es käme zu einer Katastrophe, wenn sie mal allein essen oder schlafen müssen. Im allgemeinen aber ist die Waage kein schwaches Zeichen. Sie ist ein menschenliebendes Zeichen, und sogar die stilleren, introvertierteren Waagen brauchen einen Gefährten, mit dem sie ihre Träume und Ideale teilen können. Waage-Menschen wissen viel über Beziehungen, und der Partner profitiert davon. Das ist ein großer Bonus, vor allem, wenn man schon einmal das Gegenteil kennengelernt hat. Aber die Waage ist ein Luft- und kein Wasserzeichen; und deshalb muß man dem Waage-Partner beibringen, daß Diskutieren über Liebe etwas anderes ist, als Liebe zu zeigen und zu empfinden. Der Waage-Mann Am auffälligsten am Waage-Mann ist sein guter Geschmack und seine ziemlich große Eitelkeit. Er ist keineswegs ein rauher Macho-Typ, der sein Hemd nur alle drei Wochen wechselt und nur in den Spiegel sieht, um festzustellen, ob er sich beim Rasieren geschnitten hat. Meistens ist es ihm wichtig, wie er aussieht, und das Ergebnis kann dann ein gutangezogener und attraktiver Mann sein, der gut aussieht, gut riecht und Wert auf Qualität und Luxus legt -, oder ein eitler Pfau. Schönheit ist für ihn immer wichtig - die Schönheit von Ideen oder die Schönheit in konkreter Form. Er reagiert auch sehr stark auf die Schönheit seiner Umgebung, und wie bei allen Dingen, gibt es hier auch ein Plus und ein Minus. Seine Wohnung wird üblicherweise sehr geschmackvoll, angenehm und oft auch luxuriös sein. Wer mit einem Waage Mann zusammenlebt, wird sich an der Einrichtung der Wohnung oder des Hauses beteiligen müssen. Wenn er allein lebt, dann bestimmt nicht in einer typischen Junggesellenbude; viel eher wird er in einer eindrucksvoll gut ausgestatteten Wohnung wohnen. Er erkennt es auch an, wenn andere Wert auf eine gute Erscheinung legen. Waage-Männer haben keine Hemmungen, Komplimente zu machen. Am angenehmsten daran ist, daß man sich wirklich anerkannt fühlen darf, und das nicht nur in den ersten zwei Wochen dieser Beziehung. Die dunklere Seite von soviel Schönheitsliebe ist, daß der Waage-Mann oft nicht über seine Sucht nach physischer Vollkommenheit hinwegkommt. Er fällt auf hübsche Gesichter herein, kann sich nur für schöne Frauen begeistern und wird darum oft an der Nase herumgeführt und verletzt, weil das, was er für gut, wahr und schön hielt, es gar nicht war. Die Waage braucht lange, manchmal ein Leben lang, bis sie erkennt, daß man von der Oberfläche nicht immer auf den Charakter schließen kann. Die Schönheitsvorstellungen des Waage-Manns entsprechen außerdem zu oft allzu gängigen Begriffen, weil er zu stark von der Meinung anderer beeinflußt wird. Wenn die Kollegen aus dem Büro eine Frau für schön halten, glaubt er das auch. Es ist hart für ihn, einen eigenen Geschmack ausbilden zu müssen. Dieses Problem, die Schönheit zu lieben, sie aber nur in eingefahrenen Kollektivvorstellungen erkennen zu können, zeigt sich manchmal auf seltsame Art. Zum Beispiel fällt es ihm schwer, normale Erscheinungen des menschlichen Körpers zu akzeptieren oder anziehend zu finden - Rundungen und Ecken, Warzen und Haare, Gerüche oder Schmerzen und all die anderen Dinge, die uns menschlich und menschlich liebenswert machen. Die Idealfrau des Waage-Manns kommt direkt aus einer Modezeitschrift, gelackt, poliert und makellos. Außer auf Fotografien sieht aber leider niemand so aus. Auch die schönsten Frauen der Welt schwitzen gelegentlich oder haben dunkle Ringe unter den Augen. Der Waage-Mann zieht Frauen vor, die stolz auf ihre Weiblichkeit sind und alles tun, sie zu unterstreichen. Normalerweise hält er nicht viel vom allzu natürlichen Aussehen. Ober eine Frau, die sich gern raffiniert kleidet und Kosmetika benützt, wird dieser Mann nicht lachen oder verlangen, sie müsse wie eine frischgeschrubbte Landpomeranze aussehen. Er schätzt Stil und Eleganz. Und das verleitet ihn oft zur Extravaganz, die ihn bis in den Bankrott treiben kann. Aber nicht aus denselben Gründen wie den Löwen, den anderen großen Verschwender des Tierkreises, oder wie den Schützen. Der Löwe möchte gern Eindruck schinden und die ausgefallensten, eindrucksvollsten Dinge besitzen. Der Schütze gibt gern Geld aus, weil er sich mit so gewöhnlichen, alltäglichen Dingen wie einem Budget nicht abgeben will. Die Waage verschwendet nur um der Schönheit willen. Für Schönheit gibt sie schneller Geld aus als für Notwendigkeiten; und der Waage-Mann, der seine ganzen Ersparnisse für ein elegantes Auto auf den Kopf haut und am Essen sparen muß, ist gar nicht so selten. Aber er gibt auch Geld für seine Freunde und seine Geliebte aus. Im allgemeinen ist die Waage großzügig, läßt sich dabei aber nicht für dumm verkaufen. Wenn sie nicht fürchten muß, ausgenommen zu werden, ist sie freigebig und trauert nie hinter Geld her, das sie für Vergnügen, Luxus, Schönheit oder Unterhaltung ausgegeben hat. Weniger angenehm ist es, auf einen jener Waage-Männer zu treffen, der seinem Schatten unterlegen ist. Sie sind eine Katastrophe für jeden; sie spielen so intensiv die Rolle des Schwereinzufangenden, daß darüber die selbstsicherste Frau aus dem seelischen Gleichgewicht gerät. Diese Männer sind unheilbare Don Juans. Aber der ausgeglichene Waage-Mann geht im allgemeinen lieber eine Bindung als eine Affäre ein, weil er Gesellschaft, Freundschaft und geistige Bindungen einer reinen Bettgeschichte vorzieht. Waagen halten etwas von der Ehe, und viele Waage Männer heiraten jung. Häufig heiraten sie mehr als einmal, weil die erste Ehe sich nicht als vollkommen erweist. Wessen Lebensweg auf das Erlernen von Beziehungen ausgerichtet ist, der braucht eben mehr als nur eine. Daß die Ehen von Waagen oft nicht halten, sollte man darum nicht als Versagen ansehen. Es genügt nicht nur ein einziger Versuch, um eine bestimmte Lebenserfahrung ganz zu ergründen. Der Waage-Mann ist romantisch. Er hat Sinn für Blumen, leise Musik, stille Abende in kleinen Restaurants oder für elegante Feste. Er braucht das selbst so sehr, daß er gar nicht umhin kann zu wissen, daß auch Frauen es brauchen. Einen unromantischen Partner kann er schlecht vertragen. Wie lange man auch schon mit dem Waage-Mann zusammen sein mag, er wird immer noch an der Romantik in der Liebe festhalten. Man halte ihn nie für eine gegebene Größe. Er wird die Partnerin auch nicht dafür halten, wenn sie nicht seine romantische Liebe sehr prosaisch und derb zerstört und seine Träume entzaubert. In dem Fall wird er nach der Romantik anderswo suchen und ihr seine kühle Seite zeigen, die die Ehe nur noch zusammenhält, weil es ihm so besser paßt. Es ist bestimmt nicht leicht, mit diesem Mann auszukommen, wenn man selbst von Natur aus nüchtern ist. Zusätzlich hat er auch noch die Neigung, sich so in seine Gedankenwelt einzukapseln, daß man gar nicht wissen kann, wovon er spricht. Er kann so abstrakt werden oder in der Landschaft seiner inneren Theorien verschwinden, daß der Partner sehr einsam zurückbleibt. Alle Luftzeichen tun dies und tun es bis zum Exzeß, sobald sie sich seelisch bedroht fühlen. Es fällt ihnen schwer, lange in einer Welt von Problemen, physischen und psychischen Nöten und Wünschen anderer auszuharren. Die Waage muß sich manchmal in ihren Elfenbeinturm zurückziehen können. Und jeder, der mit einer Waage zu tun hat, sollte das dulden, weil es zu ihrer Natur gehört. Vorausgesetzt natürlich, daß sie mit sich im Gleichgewicht ist. Ist sie es nicht, kann man sie auch nicht von ihrem Turm herunterholen. Man kann seinem Waage-Mann nur gut zureden, vernünftig sein und darauf bauen, daß sein Verlangen nach Kontakt ihn immer wieder von den luftigen Höhen, in die er gestiegen ist, auf die Erde herunterbringen wird. Die Waage-Frau Durch den eigenartigen Zauber der Gegensätzlichkeiten dieses Zeichens hat die Waage-Frau, obwohl sie die Liebe zu Schönheit und Stil des Waage-Mannes teilt, meist einen glasklaren Verstand. Diese Dame wird nicht bewundern oder mit offenem Mund den geistigen Turnübungen eines Mannes zusehen. Wahrscheinlich hat sie entweder eine Latte akademischer Grade oder könnte sie haben, wenn sie wollte, oder sie hat das, was er ihr gerade zwei Stunden lang vorgebetet hat, schon in den ersten zehn Minuten begriffen. Waage-Frauen können ziemlich beunruhigend sein. Oft zeigt sich das enorme Paradox ihres Zeichens im Widerspruch zwischen ihrer Erscheinung und ihrer wahren Natur. Es gibt allerdings auch Waage-Frauen, die ins andere Extrem fallen, physisch nicht anziehend sind und es vorziehen, ihre Schönheit und Eleganz in der ideellen Welt zu suchen. Aber auch dabei fallen Stilgefühl und Diplomatie auf. Im allgemeinen ist sich die Waage-Frau jedoch ihres Äußeren sehr bewußt, hinter dem sie oft die Leistungskraft und Reichweite ihres Verstandes verbirgt. Sie ist zu taktvoll und diplomatisch, diese Gaben sofort vorzuführen, und es kann Jahre dauern, bis man sie erkennt. Der starke intellektuelle Drang der Waage-Frau zeigt sich als Neigung zu theoretischem Wissen oder als Organisationstalent. Fast immer muß sie Karriere machen, um ihre Begabung ausdrücken zu können. Sie hat eine besondere Begabung, mit Gruppen zu arbeiten und Menschen zu einer gemeinsamen Aufgabe zu bewegen. Oft sind Waage-Frauen besonders begabt für Politik oder soziale Belange. Die maskuline Seite ihres Wesens drückt sich bei ihnen als Fähigkeit aus, gut mit Formen, Strukturen, Konzepten und Planungen zu arbeiten. Das kann für viele Männer sehr verwirrend werden, denn genau diese Frauen lassen sich dann genüßlich in einem Schönheitssalon einen ganzen Tag lang zurechtmachen oder geben mit Vergnügen ein Vermögen für Kleider aus. Aber Waagen, ob Mann oder Frau, sind nun mal nicht einfach. Die Neigung, Gefühle zu unterdrücken, ist den männlichen und weiblichen Waagen gleichermaßen angeboren, aber für die weiblichen ist es schwerer, weil die Gesellschaft von ihnen mehr Gefühlsäußerungen erwartet. Die kühle und verstandesbetonte Annäherung an andere wird beim Waage-Mann akzeptiert, aber bei der Waage-Frau, die ebenso reagiert, oft bemängelt. Eine echte Waage aber ist nun einmal nicht: gefühlsbetont, und wie die biologischen und soziologischen Unterschiede der Geschlechter auch sein mögen, der Waage-Frau fällt es einfach leichter, Probleme mit dem Verstand anzugehen, statt instinktiv zu reagieren. Das ist zugleich ein großer Vorteil und ein großer Nachteil. Der Vorteil liegt in der Fähigkeit, etwas zu erreichen; der Nachteil zeigt sich in der häuslichen Sphäre, weil es der Waage-Frau im Umgang mit Familie und Kindern nicht ganz wohl ist und sie Schwierigkeiten hat, spontan Gefühle zu zeigen oder auf Gefühlsausbrüche und das von anderen gezeigte Verlangen nach Liebe richtig einzugehen. Aber auch hier ist der Schlüssel die Romantik. Die so fest eingeschlossenen Gefühle der Waage lassen sich durch rituelles romantisches Umwerben erreichen; wenn Gefühle auf diese Art veredelt und auf eine andere Ebene gehoben werden, fühlt sich die Waage sicher und kann selbst ein wenig Gefühl zeigen. Und da die Waage-Frau ganz entschieden romantisch ist, auch wenn sie so beängstigende Neigungen zum Rationalen hat und behauptet, logisch und klardenkend zu sein, nützt eine einzige Rose schon sehr viel und ein einziges Kompliment noch mehr. Tatsächlich scheint es zwei Sorten von Waage-Frauen zu geben: diejenigen, die sich ohne Hemmungen als das Bündel von Widersprüchen geben, das in ihrem Zeichen liegt, und dann die, die ihr intensives Bedürfnis nach Kontakt dadurch kompensieren, daß sie sich in die Verstandeswelt zurückziehen. Letzteres sind meistens ängstliche Waagen, die es zu peinvoll finden, sich mit ihren emotionalen Bedürfnissen auseinander zusetzen. Liebe und Anerkennung wirken bei der Waage Wunder, und sogar die gehemmte Waage, deren Gefühle fest in einem Safe verschlossen sind, wird allmählich die sanfte und liebevolle Seite ihres Wesens zeigen. Das schwierige ist, daß der scharfe Verstand, den Waage-Männer und -Frauen meist besitzen, furchteinflößend sein kann, wenn er in einem Wesen wohnt, das wie eine Märchenfee aussieht. Wer sich an eine Waage-Frau binden will, muß sowohl den Mann wie die Frau in ihr anerkennen, Sie hat beide in sich, und wenn sie ihr inneres Gleichgewicht gefunden hat, kann sie sich in beiden Welten wohlfühlen - in der des Geistes und in der ihrer eigenen Weiblichkeit. |
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31.10.2012, 19:56
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RE: Die Waage - Sucherin nach dem Guten, Wahren, Schönen
Wie wahr, wie wahr....
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27.11.2012, 19:00
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RE: Die Waage - Sucherin nach dem Guten, Wahren, Schönen
wow....
Ich bin ueberwaeltigt, es ueberrollt mich wie ein großer gelber Schulbus, grandioser Text. |
27.11.2012, 19:01
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RE: Die Waage - Sucherin nach dem Guten, Wahren, Schönen
Das war ein Postauto gewesen!
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27.11.2012, 19:19
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RE: Die Waage - Sucherin nach dem Guten, Wahren, Schönen
Ne ne ich rede von den.amerikanischen Schulbussen
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27.11.2012, 19:32
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RE: Die Waage - Sucherin nach dem Guten, Wahren, Schönen
ich widersprech da gar nicht..... ist halt so, kann man nix machen.
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24.05.2019, 13:56
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RE: Die Waage - Sucherin nach dem Guten, Wahren, Schönen
Schubs...
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