Die Jungfrau - Idealist(in) mit zerbrochenen Werten?
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11.02.2014, 15:02
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Ich merke ganz oft, dass die meisten Menschen ihre ideellen Prioritäten völlig anders verteilen als ich.
Viel egoistischer. Aber auch hilfloser. Zumindest aus meinem Blickwinkel. Menschen werden an ihren Taten gemessen, Situationen und deren Verläufe von Impulsen abhängig gemacht. Wie unreflektierte Kinder, wird frei nach dem inneren Streben gehandelt. Ohne Verstand, ohne Mitgefühl, ohne Geschick. Die angeblich größten und besten Dinge die uns widerfahren, wie zum Beispiel die Liebe und die Freundschaft (was natürlich auch miteinander zusammen hängt), werden von uns abgetötet, weil sich die Menschen selber nicht an ihr Bestreben halten. An ihre Ideale und Träume. Große Ziele zerplatzen, sobald man erkennt, das nicht nur alles Zuckerschlecken ist. Liebe bedeutet nicht nur Hollywood-Schnulze. Liebe bedeutet vor allem Arbeit. Rücksicht. Tränen. Einsamkeit. Tiefe Löcher. Doch all das ist bedeutungslos, wenn man weiß, wofür man all jene unschönen Momente durchlebt. Wenn man weiß, dass nach dem Regen irgendwann die Sonne wieder scheint. Und wenn man weiß, dass Liebe geben und nehmen bedeutet. Man durchquert Tiefen, die man alleine nie kennengelernt hätte. Die Menschen haben kaum noch Werte. Das sage ich genauso, wie ich es meine. Das sage ich von der Welt da draussen, aber auch von einigen Meinungen, die ich hier schon gelesen habe. Was heute Bedeutung hat und das Größte ist, ist Morgen vielleicht schon nicht mehr wahr. Weil die Erwartungen von was auch immer nicht gehalten wurden. Weil Meinungen sich drehen wie Fähnchen im Wind. Vermutlich sagen Einige, dass es menschlich ist, Meinungen zu ändern. Richtungen zu ändern. Sicher, das sehe ich in manchen Bereichen auch als etwas positives. Zum Beispiel was das Thema Selbstreflexion betrifft. Oder geistige Reife. Oder eingefahrene Verhaltensmuster. Aber doch nicht, wenn ich einem Menschen mitteile, dass er mir sehr viel bedeutet. Ob nun als Freund oder als Partner. Oder indem ich seinen Stellenwert in meinem Leben ständig wechseln lasse. Und spüren lasse. In dem ich ihn von Nr. 1 zu Nr. 3 oder 4 mache. Wie ich lustig bin. Wie mir sein Grinsen gefällt. Oder besser: wie mir das gefällt, was er für mich tut. Ich bin es leid... Schrecklich leid mit Menschen, deren Werte (falls überhaupt vorhanden) umher kreisen, wie sie gerade möchten. Ich fühle mich mit dem, was ich fühle und was für mich von Bedeutung ist, sehr oft alleine. Menschen enttäuschen mich, wo ich daneben stehe. All das, was für mich von Bedeutung ist, wo ich Stärke beweisen kann, wird missbraucht, als ob es nichts wert wäre und Morgen wieder in der gleichen Wucht für jemand anderes aufgebracht werden könnte. Vielleicht kriegt man sogar zu hören, dass man sich an die Erinnerung klettet. Nein, ich klette mich nicht an Erinnerungen. Ich halte an etwas fest, was ich ein mal behauptet habe. Und das hat Bestand. Und Wert. Und ist mein Ideal. Wer heute mein bester Freund ist, wird nächsten Monat nicht nur irgendein Freund sein, weil ich ihn nicht mehr oft gesehen habe und deshalb häufiger etwas mit anderen Menschen unternommen habe. Ich sage nicht, dass man nicht zerrissene Emotionen oder Gedanken hat - die hat in der Tat jeder Mensch. Auch eine Jungfrau. Zum Beispiel kann man gleichzeitig zwei Menschen lieben. Ja, das geht. Die Frage ist doch, wie man diese Situation handhabt. Wen man wie sehr verletzt. Wie viel man selber bereit ist zu leiden. Oder ob man lieber einen angeblich geliebten Menschen leiden lässt. Es gibt doch einfach Prinzipien/Werte/Ideale, an die man sich hält?! Zu denen man steht, auch wenn man manchmal gerne in die Schreibtischkante beißen würde... Nicht, weil man ALLES erträgt - natürlich hat auch alles Grenzen, das ist ganz klar (Freundschaft sowie Liebe). Sondern weil man einschätzen kann, was zu viel ist oder was unter den Kampf zum gemeinsamen Glück fällt. Man darf sich nicht alles gefallen lassen. Man muss manchmal los lassen. Aber viele Enttäuschungen wären nicht so schmerzhaft, wenn Menschen nicht immer nur darauf achten würden, was ihnen selbst gut tut. Worauf sie gerade selber bock hätten. Was sich gerade gut anfühlen würde. Denn was sich für einen Impuls lang für sich selber toll anfühlt, kann für einen anderen Menschen Schmerz und Enttäuschung bedeuten - die bleiben... Wo ist das verhältnis zu eigener Freude und anderen Leid? Wo? Irgendwie ist nichts mehr wichtig... Außer der Tatsache, sich selber für überaus wichtig zu nehmen... |
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11.02.2014, 15:33
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RE: Die Jungfrau - Idealist(in) mit zerbrochenen Werten? |
11.02.2014, 15:35
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RE: Die Jungfrau - Idealist(in) mit zerbrochenen Werten?
Liebes Schlingelchen,
fühl dich mal umarmt! Da spricht aber nicht nur die Jungfrau aus dir, sondern auch dein Stier-Mond, habe ich das starke Gefühl. Was du bspw. über Freundschaft beschreibst, ist mir nicht fremd. Gerade im Kindes- und Jugendalter konnte ich es nicht verstehen und hat es mich immer wieder verletzt, wenn der andere sich anscheinend nicht so für die Freundschaft eingesetzt hat wie ich. Mittlerweile kann ich allerdings ganz gut loslassen, und meine Erwartungen sind stark gesunken. Manche würden das vielleicht Selbstschutz nennen, ich nenne es Realismus. Ich kann andere Menschen nicht ändern, das können nur sie selbst. Und wer bin ich, anderen vorschreiben zu wollen, wie sie sich zu verhalten haben? Zudem hat es für mich nichts mit dem sogenannten Egoismus zu tun, wenn man sich auf dem Weg zur wahrer Selbstliebe befindet. Das bedeutet für mich u.a., dass man andere immer mehr annehmen kann, wie sie sind, auch wenn man mit gewissen Dingen nicht einverstanden ist oder nicht übereinstimmt. |
11.02.2014, 15:37
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RE: Die Jungfrau - Idealist(in) mit zerbrochenen Werten?
Hallo Schlingelchen,
du sprichst mir echt aus dem Herzen. Dabei bin ich Löwin und keine Jungfrau. Auch ich habe das Gefühl, dass die Gesellschaft unabhängig vom Sternzeichen im Vergleich zu mir recht egoistisch ist und viele Leute immer wieder ihre Wertvorstellungen ändern, je nachdem, wie es ihnen gerade passt. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass Liebe nicht immer wie in einem Kitschroman abläuft und manchmal auch mit Arbeit verbunden ist. Nur leider gibt es meiner Erfahrung nach kaum noch Menschen, die dazu bereit sind, für die Liebe ein wenig Arbeit in Kauf zu nehmen. Es fängt schon damit an, dass zahlreiche Menschen eine Fernbeziehung mit möglichem Umzug komplett ausschließen. Das kann ich nur nachvollziehen, wenn einer der Beteiligten ein eigenes Haus, eine eigene Wohnung oder schulpflichtige Kinder hat. Oder wenn gravierende finanzielle Sorgen im Spiel sind. In meinem Fall waren immer beide frei und ungebunden, aber viele sind sehr bequem und können sich nicht mal dazu aufraffen, mal am WE 50 km zu fahren, um einen interessanten Menschen näher kennenzulernen. Ich habe einen sehr lieben platonischen Freund, den ich seit fast 10 Jahren kenne. Uns trennen über 400 km, früher waren es um die 500. Er ist in der Endphase seines Studiums und hat nicht viel Geld zur Verfügung. Trotzdem gelingt es ihm, die Freundschaft zu mir regelmäßig zu pflegen – weil ich ihm als Mensch ans Herz gewachsen bin und uns so einiges verbindet. Andere Leute hingegen begnügen sich mit Personen, die schnell verfügbar sind und empfinden den Kontakt auf eine solche Distanz als stressig. Ihnen sind die schnelle Verfügbarkeit und ihre Bequemlichkeit wichtiger als die Persönlichkeit eines Menschen. Das finde ich sehr schade. In der letzten Zeit habe ich mehrere Gruppen von Freunden etwas intensiver studiert und dabei festgestellt, dass es den meisten Leuten gar nicht um die Menschen an sich geht, sondern eher um die (meist finanziellen) Vorteile, welche diese Kontakte mit sich bringen. Z. B. wenn eine Gruppe immer gemeinsam zu den Spielen ihres Lieblingsvereins fährt, geht es in erster Linie darum, sich die Sprit- oder Bahnkosten sowie die Hotelkosten bei Auswärtsspielen zu teilen. Zwischen den einzelnen Spielen haben die Leute wenig bis null Kontakt miteinander und wissen recht wenig über die anderen in der Gruppe. Selbstreflexion ist für viele ein Fremdwort. Jeder will immer Recht haben, Schuld sind nur die anderen. Sie machen sich keine Gedanken darüber, ob und was sie evtl. falsch machen und was sie zum Positiven verändern könnten. Solange die Mitmenschen nach ihren Vorstellungen funktionieren, ist alles bestens. Und wenn nicht, dann sucht man sich halt neue Leute. Bei Problemen in einer Beziehung oder Freundschaft neigen die Menschen eher dazu, es zu verdrängen und irgendwann zu beenden, bevor sie ein klärendes Gespräch mit dem Partner oder gutem Freund führen. Offene Gespräche sind für viele der reinste Stress, und den wollen sie vermeiden. Wenn ich eine andere Person als sehr guten Freund betrachte, dann bleibt das auch so, wenn nichts Gravierendes vorgefallen ist. Ich konnte das auch noch nie nachvollziehen, wenn ein Mensch einen anderen als seine große Liebe bezeichnete und sich 2 Tage später seiner Gefühle plötzlich nicht mehr sicher war. Ebenso unverständlich ist es für mich, wenn eine Person heute verlassen wird, 3 Tage lang nur am Jammern ist und dann schon beim Weggehen oder in einer Partnerbörse nach Ersatz Ausschau hält. Das ist für mich keine wahre Liebe, wenn die Menschen so leicht ersetzbar sind. Wobei ich aber nicht glaube, dass das ein Sternzeichen-spezifisches Problem ist. Diese Eigenart haben viele Menschen an sich, unabhängig vom Sternzeichen. LG Unendlich_traurig |
11.02.2014, 15:59
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RE: Die Jungfrau - Idealist(in) mit zerbrochenen Werten?
@ Patti: im Grunde hauptsächlich die Dinge, die ich oben in meinem Beitrag angesprochen habe - Priorität von Liebe und Freundschaft.
Oder auch so Geschichten, wie wir letztens in einem anderen Thread nachlesen konnten: der Ex scheint sich plötzlich für eine Freundin seiner Verflossenen zu interessieren und gräbt diese an. Das wäre für mich Grund genug, diese Person mit dem Hinterteil nicht mehr anzusehen. Aber das sehen viele Menschen ganz anders. Nach dem Motto: "Na aber wenn er die Freundin doch toll findet..." Schön, aber es gibt eben ein paar Dinge, die man sich zu verkneifen hat. Man setzt den eigenen Vorteil und den Schmerz, den man durch solch eine Aktion zufügt, in Relation zueinander. Meine Oma (übrigens Fische) hat immer gesagt: "Wenn es darum geht, sich auch nur das kleinste bisschen Annehmlichkeit mitzunehmen, nehmen die meisten Menschen die stärkere Enttäuschung von Anderen gerne in Kauf." Und sie hatte Recht. So ist die Welt größtenteils auch, wenn ich mich umsehe... @ Liebende: ja, der Einsatz ist oft einfach nicht der gleiche. Für mich immer wieder aufs Neue schwer zu verstehen. Kann schon auch sein, dass mein Stier-Mond da aus mir spricht. Aber Selbstliebe ist für mich etwas anderes. Selbstliebe ist für mich nicht gleichzusetzen mit emotionaler Eigen-Vergünstigung auf Kosten von anderen Menschen, die mir angeblich wichtig sind. Ich muss immer dazu bereit sein, auch ein Stück weit selber zu leiden. Und abwägen können, wie viel Schmerz ich durch meine Aktionen hervor rufe, anstatt nur mit Scheuklappen durch die Welt zu laufen. Und natürlich muss ich Menschen so nehmen, wie sie sind. Genau das ist doch das, was ich möchte - so genommen werden, wie ich bin. Nicht für das, was ich für jemanden leiste, sondern für den Mensch, der ich bin. |
11.02.2014, 16:10
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RE: Die Jungfrau - Idealist(in) mit zerbrochenen Werten?
(11.02.2014 15:59)Schlingelchen schrieb: @ Liebende: ja, der Einsatz ist oft einfach nicht der gleiche. Für mich immer wieder aufs Neue schwer zu verstehen. Kann schon auch sein, dass mein Stier-Mond da aus mir spricht. Bei dem Bsp. mit der Selbstliebe dachte ich vornehmlich an dich und mich, also Leute, die unter dem "rücksichtslosen" Verhalten der andern leiden. Und nein, ich bin nicht bereit, weiterhin darunter zu leiden. Ich möchte immer weniger leiden, wenn´s geht. Das heisst aber für mich, wie es in verschiedensten spirituellen Lehren beschrieben ist, dass ich bspw. lieber Frieden in mir haben möchte, als Recht haben zu wollen. Und damit hängt für mich eben auch diese Erwartungshaltung zusammen, die ja prinzipiell Leiden verursacht. Auch die Erwartung, dass mich die anderen bitteschön so nehmen sollen, wie ich bin. |
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